ROB ZOMBIE - Hellbilly Deluxe 2
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2010
Mehr über Rob Zombie
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Roadrunner/Warner
- Release:
- 29.01.2010
- Jesus Frankenstein
- Sick Bubblegum
- What?
- Mars Needs Women
- Werewolf, Baby!
- Virgin Witch
- Death and Destiny Inside The Dream Factory
- Burn
- Cease to Exist
- Werewolf Women of the SS
- The Man Who Laughs
Blut spritzt, Knochen splittern - Rob freut sich. Und zwischendurch musiziert er.
Also eines steht mal fest – da können Kollegen wie SLIPKNOT oder Frau Manson rumposen wie sie wollen, der wildeste, abgefuckteste Typ im Metalgeschäft bleibt Rob, der auf den aktuellen Fotos seinem Nachnamen mal wieder alle Ehre macht. Er ist ein echtes Original. Nun hat Rob sich ja eigentlich mehr aufs Filmemachen verlegt, und sich dabei natürlich auf das Horrormetier festgelegt. Dementsprechend atmen die Songtitel, neben dem Albumnamen natürlich, B-Flick Luft. Oder wie soll man sonst 'Mars Need Women', 'Virgin Witch' oder 'Werewolf, Baby' interpretieren? Da erscheinen doch gleich Bilder von wackeligen Kameras, schreiend abgeschlachteten Teenies, Hektolitern Kunstblut und schwankenden Pappkulissen vor dem geistigen Auge.
Aber Rob wäre nicht Rob, wenn er zu seinen Bilderreigen nicht auch passende Musik machen würde. Nun ist er kein unbeschriebenes Blatt und jeder, der schon mal einen Zombie-Song gehört hat, weiß was einen erwartet: harter, einfacher Metal, stampfende Rhythmen, sägende Riffs und gelegentliche Soundsprengsel, die man nicht erwartet. Da holt er sich aus Pop und Elektro, Industrial und Horrorpunk was ihm grade in den Kram passt. Das ist manchmal cool, manchmal merkwürdig, aber nie schlecht.
Nun hat Rob die Messlatte für sein neues Werk auf eine selbst gewählte Höhe gelegt, indem er es selbst mit dem großen "Hellbilly Deluxe" vergleicht. Klar, das wird gerne mal gemacht, um vielleicht im Schatten des großen Erfolgs noch einmal alle Käufer zu motivieren, man erinnere sich an den letzten Rohrkrepierer QUEENRYCHEs. Aber schon die einführenden Sounds des Openers 'Jesus Frankenstein' belehren den Hörer eines Besseren: Mr. Zombie ist tatsächlich nicht selten auf Augenhöhe mit dem Referenzwerk. Industrial-Stadion-Stampfrock nimmt jeden mit, und sobald 'Sick Bubblegum' mit verzerrten Gitarren, einer leichten 'In-A-Gadda-Da-Vida'-Gesangslinie und gut platzierten "Motherfucker"-Textfragmenten loslegt, wackelt die Bude. Roh, dreckig, abgefuckt. Das war stilistisch zu erwarten, aber die Qualität stimmt auch.
Einprägsame Hooklines, Dicke-Hose-Riffs und immer wieder Plastik-Sounds, die irgendwie das akustische Äquivalent zu billigen Trash-Streifen sind, machen das Album spannend und sorgen für freudiges Lächeln beim Bangen. Dabei schreckt Rob auch nicht davor zurück, Westernatmosphäre aufkommen zu lassen oder die Slide-Guitar zu besudeln, oder in 'Burn' einen ganz fetten Groove auszupacken. So paaren sich Southern Rock, Horrorpunk, Metal und sechziger Jahre Pop und gebären einen Bastard, der genauso cool wie dreckig ist und nur mit Bier aufgezogen werden kann. Oder Vampirblut.
Leider haben sich zwei Songs eingefunden, die den Gesamtschnitt deutlich drücken. Das ist einmal das langweilige 'Mars Needs Women', in dem tatsächlich mal überhaupt nichts passiert. Das klingt uninspiriert und ist das genaue Gegenteil der umliegenden Songs. Etwas schwächer, aber eigentlich noch im grünen Bereich ist 'The Man Who Laughs', der achtminütige Rausschmeißer des Albums. Moment mal, acht Minuten? Was soll Zombie denn so lange machen, das ist doch kein Prog hier? Richtig, man streckt den Song durch vier Minuten Percussion-Intermezzo. Das führt beim ersten Hören noch zu hochgezogenen Augenbrauen, danach aber nur noch dazu, die Stop-Taste zu drücken.
Richtige Hits gibt es zwar nicht viele auf "Hellbilly Deluxe 2", aber drei Songs kristallisieren sich nach einer Weile heraus, die es auch locker mit dem ersten Album dieses Namens aufnehmen können: 'Sick Bubblegum', 'What', und Werewolf Women Of The SS' (cooler Titel), der irgendwie nach Tarantino klingt. Sicherlich ist es immer noch sportlich, ein neues Album nach seinem größten Erfolg zu benennen, allein schon weil die Zeit dem alten Werk immer einen Vorsprung gibt, aber Rob macht hier sehr vieles richtig. So bleiben drei echte Hits, sechs gute Songs und zwei Stinker. Da klopfe ich doch Rob gerne mal auf die Schultern, bevor er wieder irgendwelche Untoten abschlachten geht. Oh, jetzt muss ich mir aber die Hände waschen gehen...
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger