SWEEPING DEATH - Tristesse
Mehr über Sweeping Death
- Genre:
- Progressive Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 09.09.2021
- The World As Will
- Alter The Rift
- Sublime Me
Aller guten Dinge sind drei...
Wer meine Rezensionen in den vergangenen Jahren verfolgt hat, dem wird der Name SWEEPING DEATH sicher schon einmal unter gekommen sein, sind die Bayern in meinen Augen doch einer der vielversprechendsten "Newcomer" im heimischen Heavy-Metal-Sektor. Wobei, so wirklich kann man beim Fünfer nicht mehr von Neulingen sprechen, hat die Truppe doch bereits mit der starken EP "Astoria" und dem genialen Debüt "In Lucid" vollkommen berechtigt einiges an Staub aufgewirbelt. Angetrieben vom Aufwind dieser beiden erfolgreichen Veröffentlichungen, gibt es nun mit der EP "Tristesse" ein Konzeptwerk auf die Ohren, das sich rund um die Zahl 3 und Arthur Schoppenhauers "Die Welt als Wille und Vorstellung" dreht.
Wenig überraschend gibt es daher auch drei frische Kompositionen zu hören, die in den Texte angelehnt an Schoppenhauer die Reise des lyrischen Ichs und dessen Transformation vertonen. Übrigens weiten sich die numerischen Spielereien sogar auf den Titel der EP aus, könnte dieser doch nicht nur als das englische Wort für Taurigkeit verstanden werden, sondern auch als "Tris+esse" gelesen werden, was aus dem Lateinischen übersetzt so viel wie "Drei sein" bedeutet. Damit nun aber genug des konzeptuellen Hintergrunds, denn eigentlich sind wir doch wegen der Musik hier.
Und die hat es wie gewohnt in sich, was schon der Opener 'The World As Will' eindrucksvoll unter Beweis stellt. Angeführt von Gitarren-Riffs in bester NWOBHM-Manier mit dezent progressiver Schlagseite, überzeugt hier vor allem die Stimme von Fronter Elias Witzigmann, der sich förmlich die Seele aus dem Leib singt. Nur die von der Band selbst ausgegebenen Anleihen bei DISSECTION und MGLA vermag ich nicht zu hören, ist die Eröffnungsnummer doch ganz klar im Heavy Metal angesiedelt und liefert nur beim Arrangement des Gesangs eine kleine Überraschung, indem sie hier sogar ein wenig in Richtung Grunge schielt. Ja, richtig gelesen, die Schichtung der einzelnen Stimmen schreit geradezu ALICE IN CHAINS, passt aber wunderbar in einen insgesamt großartigen und eindringlichen Song.
Nach dem überraschend geradlinigen Beginn packt 'Alter The Rift' danach die Prog-Keule aus samt Piano-Intro und verspielter Gitarren-Arbeit. Die Sechsaiter sind mit ihren Leads und Riffs hier auch ganz klar der Star der Show, während Fronter Elias ein wenig in den Hintergrund tritt und sich zum Ende hin auch mit ausnahmsweise weniger Erfolg in KING DIAMONDs stimmlichen Sphären versucht. 'Sublime Me' verbindet im Anschluss die beiden Welten miteinander und liefert auch erstmalig einen hörbaren Bezug zum von der Band als Einfluss zitierten Black Metal, auch wenn ich hier eher modernen Post Black Metal heraushöre als die verzerrte Raserei von DISSECTION. Gleichzeitig werden die eisigen Riffs immer wieder von Akustik-Gitarrenpassagen aufgelockert, was den Song zu einem abwechslungsreichen und vielschichtigen Ritt macht, der dennoch in puncto Eingängigkeit ebenso überzeugen kann wie mit technischer Finesse.
Unter dem Strich muss mein Fazit damit wieder ganz ähnlich wie im Falle von "In Lucid" lauten: Wer auf Heavy Metal mit starker Prog-Schlagseite steht, der kommt an SWEEPING DEATH ganz einfach nicht vorbei. Wie so viele Konzeptwerke verlangt auch die neue EP der Bayern dabei, dass man sich auf die Story und die Musik einlässt (der Genuss mit Kopfhörern und Textblatt sei hier empfolen), denn mit der Eingängigkeit von "In Lucid" kann das neue Material nicht ganz mithalten. Dafür holen dieses mal die starke Umsetzung des Konzepts, die überbordende Spielfreude und die tadellose Darbietung aller Musiker die Kohlen aus dem Feuer.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs