SYMPHONY X - The Divine Wings Of Tragedy
Mehr über Symphony X
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Inside Out
- Of Sins And Shadows
- Sea Of Lies
- Out Of The Ashes
- The Accolade
- Pharaoh
- The Eyes Of Medusa
- The Witching Hour
- The Divne Wings Of Tragedy
- Candlelight Fantasia
[Klassiker]
Mittlerweile dürften SYMPHONY X wohl alles andere als unbekannt sein - veröffentlichte man doch im Oktober des letzten Jahres das vorzügliche Live-Album "Live On The Edge Of Forever" während es 2000 mit "V - The New Mythologie Suite" den Magnum Opus schlechthin auf die progressiv ausgerichteten Lauscher gab.
Mit wiederum dessen Vorgänger, "Twilight In Olympus", stiessen die Jungs um Stimmakrobat Russel Allen und Fiedelmeister Michael Romeo erstmals auf zwiespältige Kritiken, da man die Scheibe unter dem Druck der Plattenfirma allzu schnell einspielte und somit die Bandgeschichte um einige der wenigen unterdurchschnittlichen SYMPHONY X-Songs bereicherte.
Das Drittwerk "The Divine Wings Of Tragedy" ist sicherlich eines der stärksten Alben des Quintetts, damals, neben den beiden bereits erwähnten Herren, bestehend aus Jason Rullo (dr.), Michael Pinella (keys) sowie dem äusserst fingerfertigen Thomas Miller (b.). An dieser Besetzung aus dem Jahre ´97 hält man bis heute noch fest, abgesehen vom bei SYMPHONY X anscheinend sehr wackeligen Bass-Hocker. Wobei es doch immer wieder erstaunlich ist, dass man jedes Mal aufs Neue grossartig spielende Tieftöner auftreibt.
Eröffnet wird der progressiv-neoklassische Reigen vom vor Power nur so strotzdenden "Of Sins And Shadows", bei dem sich Michael Romeo ein unerhört kraftvolles Riff aus den weiten Ärmeln geschüttelt hat. Bereits zu Beginn macht der geneigte Hörer somit Bekanntschaft von einigen wichtigen SYMPHONY X-Trademarks: Tempo und Aggressivität, wie es auch die besten Power Metal-Truppen zu bieten haben, welche sich mit zumeist neoklassischer Melodieführung abwechseln. Über allem thront die tolle Stimme von Russel Allen, der in den tieferen Stimmlagen durchaus mit einem Matthew Barlow (ICED EARTH) mithalten kann. Zusätzlich erreicht der Gute aber auch noch Kopfstimmen-Tonlagen, welche man bei ICED EARTH sicherlich nicht hören will.
Das eben angesprochene "Of Sins And Shadows" bildet zusammen mit "Out Of The Ashes" und "The Witching Hour" ein Dreigespann, welches die flotte und powermetal-verliebte Seite der Band widerspiegelt. Beschränkte man SYMPHONY X nur auf diese Ausrichtung, so würde die Band recht schnell unter etlichen STRATOVARIUS-Kopien untergehen, ungeachtet der ansehnlichen technischen Fertigkeiten der einzelnen Musiker. Treibendes Riffing, Doublebass-Gewitter, Solo-Duelle auf Gitarre und Keyboard und ein Refrain, der sofort im Ohr hängen bleibt. SYMPHONY X wären aber eben nicht diese, wenn sie nicht noch eine Menge mehr zu bieten hätten. Als da wären "Sea Of Lies", "Pharaoh" und "The Eyes Of Medusa" - allesamt die typischen Vertreter eines recht progressiv angehauchten SYMPHONY X-Stücks, garniert mit mehr oder minder wirren Instrumentalabfahrten und Stimmungs- sowie Tempowechseln en Masse. Dabei kann es prinzipiell gar nicht langweilig werden, weil man als Hörer ständig von einer musikalischen Scheinwelt in die nächste Dimension befördert wird. Russel Allen mal als Brüllwürfel, mal als männliche Sirene, unterstützt von Bandkopf Romeo mit wirren und kaum nachvollziehbaren Tonartwechseln oder en contraire dazu mit federleichtem Spiel, einer Ballerina ähnelnd (zugegebenermassen schwer vorstellbar bei der Leibesfülle).
Die drei absoluten Highlights sind jedoch "The Accolade", welches einer musikalischen Achterbahnfahrt gleichkommt und stets wieder aufs neue zu begeistern vermag und dabei zudem noch mit wunderschönen balladesken Momenten glänzt.
Das abschliessende "Candlelight Fantasia" hingegen ist eine reinrassige Ballade, und zweifelsohne die beste, welche SYMPHONY X jemals geschrieben haben. Hier glänzt Russel Allen mit seiner verzaubernden Stimme, wobei er es wirklich schafft, den Hörer voll und ganz in seinen magischen Bann zu ziehen. Gänsehaut inklusive!
Doch bevor der in musikalischen Welten umherirrende Hörer diese Oase der Ruhe erreicht, muss er sich dem 20minütigen Monster und Titeltrack stellen - was hier zelebriert wird, ist schon fast mit dem DREAM THEATER-Opus "Change Of Seasons" zu vergleichen, und das ganz sicher nicht nur in puncto Spielzeit. Der Wechselbalg namens SYMPHONY X verblüfft mit einem opernhaften Beginn (omnipräsent auf dem gesamten Album sind deutliche QUEEN-Einflüsse), um den ahnungslosen Mitreisenden dann erneut auf eine unbeschreibliche Berg- und Talfahrt zu entführen, bei der man sich zwar recht oft, aber auch recht kurz, an wunderschön ruhigen Lichtungen inmitten des musikalischen Wunderwaldes ausruhen kann.
Bei allem Klassik-Einfluss stehen SYMPHONY X jedoch stets mindestens eine Stufe über dieser Sache, denn von billigem und einfallslosem klassischen Nachgefiedel ist die Band in etwa so weit entfernt wie der FC Bayern momentan vom Meistertitel - eigentlich müssten die Bayern in der zweiten Liga zocken, um diesen Vergleich deutlich genug zu machen.
"The Divine Wings Of Tragedy" ist eine an Spannung und Ideenvielfalt selten überbotene Scheibe, die sich der neoklassischen Klängen nicht abgeneigte Prog-Fan auf jeden Fall schleunigst ins heimische Regal stellen sollte.
Anspieltipps: Of Sins And Shadows, Out Of The Ashes, The Accolade, Candlelight Fantasia, The Divine Wings Of Tragedy
- Redakteur:
- Rouven Dorn