TARJA - Dark Christmas
Mehr über Tarja
- Genre:
- Gothic Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- EarMusic
- Release:
- 10.11.2023
- The First Noel
- Frosty The Snowman
- O Holy Night
- Dark Christmas
- Jingle Bell Rock
- White Christmas
- All I Want For Christmas Is You
- Wonderful Christmas Time
- Last Christmas
- Jingle Bells
- Rudolph The Red-Nosed Reindeer
- Angels We Have Heard On High
Wenn Weihnachtsmusik nicht ganz so fröhlich klingt...
... aber massiv Gänsehaut beschert, dann kann es sein, dass TARJA ihre Hände im Spiel hat. Wobei Hände natürlich nicht ganz der richtige Ausdruck ist, sind es doch eher ihre einzigartige Stimme und die besonderen, etwas dunklen Arrangements, die mich in ihren Bann ziehen.
Mit "Dark Christmas" veröffentlicht TARJA ein weiteres Album zur Weihnachtszeit und begeistert mich direkt nach dem ersten Durchgang. Nicht nur ihre Neuinterpretation von elf bekannten Weihnachtsliedern erzeugt bei mir eine Gänsehaut, sondern auch ganz besonders ihr eigener Song, 'Dark Christmas', der Titeltrack des Albums! Er erinnert mich von der Art her sehr an die Musik, wie wir sie in "Outlanders" hören können; anstelle der Gitarre setzt hier die Geige ganz starke Akzente. 'Dark Christmas' hat die Repeat-Taste ordentlich strapaziert. Wobei der erste Aufhänger tatsächlich das Video zu 'Frosty The Snowman' war. Da war mir klar, das wird ein weiteres außergewöhnliches TARJA-Album.
Bei ihren "dunklen Weihnachtsliedern" setzt TARJA auf Kinderchöre, die die düstere Ausrichtung etwas auflockern, und Orchesterklänge, es gibt ausdrucksstarke Geigenparts und ungewöhnliche Stilmittel, die ihre Interpretationen unterstreichen. Insbesondere bei 'Last Christmas', das mit Herzschlagtönen gekoppelt wurde, ist das sehr auffällig und verleiht diesem Song, der nur noch rudimentär an das Original erinnert, eine vollkommen neue Ausrichtung. Dem Originalstück noch am nächsten kommt 'White Christmas', mit Klavier und starkem, trotzdem dezenten Drumming, das bei mir Assoziationen zum 'Little Drummerboy' weckt. Auch der Hintergrundchorgesang ist sehr fein. Selbst 'All I Want For Christmas Is You' findet hier meinen Beifall, ebenfalls wieder von einem Kinderchor aufgelockert. Warum ich diese Nummer mit der (frühen) Musik von QUEEN in Verbindung bringe, kann ich nicht wirklich begründen, aber diese Band kam mir beim ersten Anhören spontan in den Sinn. Das ruhige, getragene 'Wonderful Christmas Time' mit Kinderchor, Cello, Gitarren und wieder ganz starkem Drumming, ist zwar auch außergewöhnlich interpretiert, geht aber direkt ins Herz und lässt von der Hektik innehalten. Einfach nur wunderschön! Das normalerweise sehr fröhliche 'Jingle Bells' wird hier mit dramatischer Orgelmusik untermalt und von TARJA anfangs sehr zurückhaltend und geheimnisvoll gesungen. Beim Anschauen des zugehörigen Videos läuft es einem schon ein wenig eiskalt den Rücken herunter – was könnte auf dieser Schlittenfahrt wohl alles passieren? Dieses leicht beklemmende Gefühl verschwindet auch trotz weiß gekleidetem Kinderchor nicht gänzlich. Da bleibt schon ein leichter Gruselfaktor zurück. Eher getragen und auch etwas düster hören wir die Geschichte von 'Rudolph The Red-Nosed Reindeer', auch wieder etwas aufgelockert von kindlichem Gesang, bevor 'Angels We Have Heard On High' die Platte doch noch einigermaßen versöhnlich ausklingen lässt.
Das tolle Cover unterstreicht ebenfalls die leicht schaurigen bis gruselig anmutenden Arrangements, die insbesonder bei den Videos hervorragend umgesetzt sind. TARJA im "Maleficent-Look" – da geht die Erwartungshaltung ganz schnell von süßlichem Weihnachtssingsang weg und weckt gespanntes Interesse, was da auf einen zukommen könnte. Was allerdings allen Songs gemeinsam ist, ist die wunderbare, unvergleichliche Stimme von TARJA! Ja, ich weiß, der Vergleich ist nicht neu und lässt bei vielen sicher die Augen rollen – aber TARJA könnte das Telefonbuch rauf und runter singen, ich würde ihr immer zuhören. Auch ihren Balanceakt zwischen traditionell und vollkommen andersartig, kann ich nur genial nennen.
Tarja selbst äußert sich zu der Musik folgendermaßen: "Es war faszinierend, in diese neue Welt einzutauchen. Ich wollte die Weihnachtslieder mit unseren gruseligen Arrangements klingen lassen, wie sie es nie zuvor getan haben." Das ist ihr zweifellos hervorragend gelungen und ist in meinen Augen eine tolle Abwechslung, insbesondere für diejenigen, die mit kitschiger Weihnachtsmusik nichts anfangen können, aber das Fest trotzdem nicht missen möchten. Mit "Dark Christmas" steht einer gelungenen Feier somit nichts im Wege.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer