THULCANDRA - A Dying Wish
Mehr über Thulcandra
- Genre:
- (Melodic) Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 29.10.2021
- Funeral Pyre
- Scarred Grandeur
- Orchard Of Grievance
- In Vain
- Nocturnal Heresy
- The Silvering Silver
- In Bleak Misery
- A Shining Abyss
- Devouring Darkness
- A Dying Wish
Die Erben DISSECTIONs enttäuschen nicht.
Es ist immer so eine Sache, seinen Heroen oder musikalischen Vorbildern nachzueifern. Meistens ist die qualitative Lücke zu groß, um ohne entsprechendes Alleinstellungsmerkmal in der eigenen Vita einen nachhaltigen Eindruck zu schaffen und sich bei Fans und Kritikern als mehr als nur ein netter Tribute-Act zu empfehlen. In 90% der Fälle gibt man den Bands den Tipp, dass sie ihren eigenen Weg finden sollen und grundsätzlich ist dieser Ansatz auch erfolgversprechender. Ausnahmen sind in der Regel Gruppen, welche als eine Art Nachlassverwalter agieren und das musikalische Erbe bestimmter Szenegrößen weiterführen. Ein großartiges Beispiel hierfür sind die Italiener THE WATCH, welche die Peter-Gabriel-Phase von GENESIS (1970-1974) stilistisch bis heute weiterleben lassen. Dieses Fortführen geschieht auf einem musikalischem Level, welches allen Beteiligten Spaß macht.
Und genau in diese Gattung fällt auch THULCANDRA aus München bei der Fortführung des Erbes von DISSECTION aus Schweden, denn dieses Worshipping findet auf dem gleichen hohen Niveau wie bei THE WATCH statt. Das Songwriting ist intelligent umgesetzt, die Anbiederung an den Klang von DISSECTION nie penetrant, sondern angenehm subtil und dennoch immer wahrnehmbar vorhanden. Die einzelnen Songs sind dabei immer auf einem hohen technischem Spielniveau. Man merkt der Truppe deutlich an, dass Mastermind Stefan Kummerer ebenfalls als Bandleader bei OBSCURA tätig ist, und das ist ein deutliches Zeichen für die musikalische Klasse dieser Nebenspielwiese.
Unterstützung gab es vom Schweden-Tod höchstpersönlich Dan Swäno, welcher dem neusten Streich "A Dying Wish" einen Klang auf den Leib zaubert, welcher perfekt die Mitte zwischen 1990er-Soundlandschaft und 2021-Standard trifft. Wenn jetzt noch die einzelnen Songs überzeugen, dann ist doch alles in trockenen Tüchern, und auch hier kann man Entwarnung geben. Wer die Vorgänger "Ascencion Lost" und "Under A Frozen Sun" gefeiert hat, macht auch mit Album Nummer vier nichts falsch. Der traditionelle Black Metal ballert kompromisslos alles in Grund und Boden, die klirrend kalten Melodien sitzen wie eine Eins und Stefan klingt immer noch wie eine Reinkarnation von Jon Nödtveidt.
Mir haben es insbesondere 'A Shining Abyss', der fantastische Opener 'Funeral Pyre' und 'Devouring Darkness' angetan, aber in Summe ist die ganze Songsammlung eine homogene Angelegenheit, die wunderbar auf Albumlänge funktioniert. Natürlich sprechen wir hier in Summe nicht von einem neuen "The Somberlain" oder gar "Storm Of The Light's Bane", aber "Reinkaos" ist nicht wirklich weit weg. Somit ist "A Dying Wish" für mich mein Black-Metal-Highlight des Jahres und mein Tipp für alle, die ihren Schwarzmetall gerne melodisch umgesetzt haben wollen und nach etwas Aggressivem suchen, wenn jetzt aus allen Ecken das Ungeheuer Weihnachtsmusik droht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal