TESTAMENT - The Formation Of Damnation
Mehr über Testament
- Genre:
- Bay Area Thrash
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 25.04.2008
- For The Glory Of ...
- More Than Meets The Eye
- The Evil Has Landed
- The Formation Of Damnation
- Dangers Of The Faithless
- The Persecuted Won't Forget
- Henchman Ride
- Killing Season
- Afterlife
- F.E.A.R.
- Leave Me Forever
Neun Jahre ist es nun her, seit mich TESTAMENT mit ihrem letzten regulären Album "The Gathering" wie mit einer Dampfwalze überrollten. Dazwischen lag noch die Neueinspielung alter Klassiker in Form von "First Strike Still Deadly", mit dem sie mich ebenfalls wiederholte Male unangespitzt in den Boden zu rammen wussten. Die Nachwirkungen spüre ich noch heute. Gerade dieses Werk und die Rückkehr alter Weggefährten - Saitenhexer Alex Skolnick, Bassist Greg Christian und Schlagzeuger Paul Bostaph - dürften richtungsweisend für den aktuellen Vorschlaghammer "The Formation Of Damnation" gewesen sein. So ganz haben es TESTAMENT zwar nicht geschafft, die Brutalität und Übermacht der Vorgängerscheiben zu erreichen, was aber eigentlich von vornherein auch gar nicht anders zu erwarten war. Viel eher hat sich das Quintett auf alte Stärken zurückbesonnen und einen musikalischen Bastard aus "The New Order" (Melodien) und "Low" (Power) geschaffen. Ein absolut logischer Schritt, denn noch härter, noch schneller wäre es nicht mehr gegangen. Und "The Formation Of Damnation" trifft voll ins Schwarze, wenn auch mit leichter Verzögerung.
Das gesamte Album ist eine perfekte Mischung ihrer früheren Werke, denn die fantastischen Melodien und abgefahrenen Soli von "The New Order" sind ebenso wieder da wie die mächtige Power der "Low"-Phase. Dazu kommen noch gelegentliche Thrash-Attacken der Marke "The Gathering" und fertig ist der hochexplosive Cocktail, der jeden Fan auf eine atemberaubende Zeitreise durch die Bandhistorie mitnimmt. Die ganze Geschichte geht etwas zu Lasten der Härte und vor allem der Geschwindigkeit, denn TESTAMENT gehen auf "The Formation Of Damnation" nicht mehr ganz so gnadenlos brachial zu Werke und treten auch nur noch selten das Gaspedal richtig durch. Trotzdem dürften nur wenige Thrasher wirklich enttäuscht sein, denn das Quintett hat weiterhin durchgehend mächtig Dampf unter dem Kessel, wobei es gleichzeitig wieder verstärkt auf Melodien setzt.
Dabei besitzen alle Songs ein gleichbleibend hohes Level, von denen vielleicht 'Dangers Of The Faithless' mit seinem Effektgesang in den Strophen und der sehr hookigen Refrainmelodie sowie der klassische TESATAMENT-Song 'Henchman Ride' auf den ersten Blick noch einen Zacken mehr hervorstechen. Die ganz großen Momente hat das Album jedoch, wenn sie die Thrashkeule schwingen und alles dem Erdboden gleich machen. 'The Persecuted Won't Forget', das sogar noch mit einem extrem progressiven Mittelteil aufwartet, und vor allem der obergeniale Titelsong gehört zum Besten, was TESTAMENT in ihrer über 20-jährigen Geschichte überhaupt veröffentlicht haben. Chuck Billy setzt wieder vermehrt auf Melodien und lässt nur noch gelegentlich seinem bösen Zwilling freien Lauf. Davon hätte ich mir zwar insgeheim noch etwas mehr erhofft, aber so kommen die gelegentlichen Ausbrüche noch brutaler zur Geltung. Die Rückkehr von Alex Skolnick hat sich ebenfalls mehr als positiv auf dieses Album ausgewirkt, denn die Soloarbeit ist ohne Einschränkung atemberaubend. Diese magischen Melodien und grandiosen Soli geben der Musik noch einmal eine Facette zurück, die über die letzten Jahre schmerzlich vermisst wurde. Mit fortlaufender Spielzeit treten jedoch auch leichte Verschleißerscheinungen auf und die Songs laufen Gefahr, ohne größeren Wiedererkennungswert an einem vorbei zu rauschen. Aber ich wiederhole mich gerne: immer auf einem gleich bleibend hohem Level.
Die Produktion, für die erneut Knöpfchenmagier Andy Sneap verantwortlich ist, klingt erwartungsgemäß dick und breit - einfach brachial, jedoch nicht ganz so brutal wie auf "The Gathering", wo alles noch etwas fulminanter und direkter klang. Trotzdem keine typische Produktion des englischen Starproduzenten, sondern viel lebendiger und natürlicher. Insgesamt ziehe ich das Vorgängeralbum dem aktuellen Werk zwar weiterhin vor, aber ich bin mir sicher, dass "The Formation Of Damnation" in jeder persönlichen Hitliste der TESTAMENT-Scheiben unter die ersten Drei kommen wird. Hier gibt es keine zwei Meinungen, denn dieses Werk gehört in jedes gut gepflegte CD-Regal.
Anspieltipps: The Formation Of Damnation, Dangers Of The Faithless, The Persecuted Won't Forget
- Redakteur:
- Chris Staubach