POWERMETAL.de - The Essentials: Platz 100 - 91
02.04.2016 | 08:50Unsere Redaktion hat sich der quasi unlösbaren Aufgabe erneut gestellt, eine redaktionsinterne Top-100-Liste zu erstellen. Heraus gekommen ist eine, wie wir finden, sehr ausgewogene Liste mit Klassikern, die man erwarten konnte, aber auch mit etlichen Überraschungen. Wir hoffen, Ihr habt beim Stöbern genau so viel Freude, wie wir beim Auswerten. Wir könnten Euch jetzt kommentarlos 100 Plätze vor den Latz knallen, aber wir möchten es bisschen spannend machen. Daher gibt es immer am ersten Samstag jeden Monats zehn Plätze, eingebettet in einen Kommentar von Redaktionslegende Holger Andrae, der Rock & Metal seit weit über 30 Jahren lebt und liebt. Das lässt Euch ausreichend Zeit, eventuellen Kauf-oder Höranregungen nach zu kommen und uns Eure Meinung mitzuteilen.
Peter Kubaschk
- Chefredakteur -
Der erste Block der Plätze 100 bis 91 umfasst eine hübsche musikalische Bandbreite. So haben wir vom folkigen Artrock bis zum progressiven Death Metal, von unbekannten Geheimtipps bis Genreklassikern gleich zum Start alles vertreten. Aber genug der Vorrede: Es geht los!
Platz 100 wird sicherlich ein paar gelupfte Augenbrauen erzeugen, denn das wundervolle Debütalbum des amerikanischen Trios GYPSY KYSS, welches unseren drei Underground-Gurus Alex Fähnrich, Martin Van Der Laan und Holger Andrae weit oben in ihren Listen haben, dürfte den einen oder anderen Leser überraschen. Die Band um Sänger und Gitarrist Michael Dickes schafft es mit ihrem folkig angehauchten Artrock, die Redaktion zu faszinieren. Das 1990 erschienene Debütalbum – es sollte nur noch ein weiteres komplettes Studioalbum, sowie einige Singles und eine Livescheibe folgen, bevor man bereits drei Jahre später in der Versenkung verschwand – schlug damals in der Presse ein wie eine Bombe. Das sympathische Dreigespann aus dem Staate Washington hatte bereits zuvor mit zwei spannenden Demos und einem Beitrag auf dem "Metal Meltdown III"–Sampler auf sich aufmerksam gemacht, und als "When Passion Murdered Innocence" auf dem kleinen deutschen Label Rising Sun Records erschien, drehte in erster Linie der Underground komplett frei. Geboten wird ein einzigartiger Mix aus RUSH, JETHRO TULL und BOB DYLAN, vorgetragen mit so viel Gefühl und Gespür für entenpellige Melodien, dass man bis heute schwelgerisch zu 'Pecavi (I Have Sinned)' oder 'Confused (As One Is By The Other)' wegschwebt oder beim mitreißenden 'Hung By A Thread' automatisch gute Laune bekommt.
Diese sollte sich zwar sicherlich auch beim Anhören des nächstplatzierten Werkes einstellen, aber aus anderen Gründen. Erneut handelt es sich um ein Debütalbum und erneut stammt es aus dem Jahr 1990. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das Herkunftsland. Klingt nach einer ähnlich gelagerten Scheibe? Völlig falsch, denn die fünf Herren aus Arlington in Texas, die sich unter dem Banner SOLITUDE AETURNUS zusammen gefunden haben, spielen beinahe das genaue Gegenteil von dem, was GYPSY KYSS uns bietet. Schwerer, erhabener Doom der Sonderklasse schwappt uns auf "Into The Depths Of Sorrow" entgegen. Erneut ist es das Gespann Fähnrich/Andrae, das in Kooperation mit dem Eintrag von Doomie Simon Volz hier für eine hohe Platzierung sorgt. War man aus Texas damals in erster Linie Techno-Thrash gewohnt, so beweist die Band um Bandkopf und Gitarrist John Perez, der bis heute knietief im Doombusiness verwurzelt ist, dass man auch in anderen Subgenres Außergewöhnliches abliefern kann. Es ist die Rede von den einzig wahren Erben von CANDLEMASS, was allein schon als Auszeichnung reichen sollte, um hier zumindest ein Ohr zu riskieren. Auf dem Album gibt es eine selten gehörte Variante aus epischem Doom und schicksalswarnendem US Metal. Dazu eine gesangliche Darbietung von Robert Lowe, die man gehört haben muss, und obendrein einen Frontmann, den man gesehen haben sollte. Ich glaube, es war tatsächlich 1995 in Wacken, wo ich die Band das erste Mal live gesehen habe und völlig umgehauen wurde von der Wucht und Energie dieser Musik. Als dann Robert auch noch anfing sein Pupillen zu verdrehen war ich komplett gefesselt. Was für ein Auftritt! Was für eine Band! Bis heute zählt "Into The Depths Of Sorrow" nicht ohne Grund zu den Meilensteinen des genannten Musikgenres. Falls es Leser geben sollte, die diese Scheibe nicht kennen: Jetzt wahlweise 'White Ship' oder 'Destiny Falls To Ruin' antesten und dann kaufen gehen.
Zurück? Gut. Dann geht es nun flugs weiter mit einer Breitseite Gehacktes, die uns das Redaktionsgespann Meyer, Lang und Durakovic serviert. Aus dem sonnigen Tampa in Florida gibt es ein überirdisches Massaker zu hören. Wie unschwer aus dem schnell erdichteten Wortspiel zu erkennen, geht es um den 1991 erschienenen Erstling von MASSACRE namens "From Beyond". Ich muss hier kaum jemandem erzählen, dass es sich bei besagten Musikern – Sänger Kam Lee und Gitarrist Rick Rozz – um Gründungsmitglieder des DEATH-Vorläufers MANTAS handelt. Die beiden haben bereits in den frühen 80er Jahren mit Chuck Schuldiner etwas kreiert, was später als Death Metal größere Aufmerksamkeit erregen sollte. Weshalb die Jungs nach ihrer Trennung von Chuck mehrere Jahre benötigten, um dieses Album aufzunehmen, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass "From Beyond" zu den wegweisenden Death-Metal-Alben zu zählen ist. Allein die gutturale Lautgabe von Kam ist einzigartig. Er selbst sieht sich gern als "Erfinder" dieses Gesangsstils. Diese Aussage mag streitbar sein. Fakt ist: Er beherrscht diese Gesangskunst in angsteinflößender Art und Weise. Auf "From Beyond" bekommt man den enorm ruppigen Death Metal geboten, mit dem DEATH gestartet war, bevor man sich im Hause Schuldiner immer mehr technisch anspruchsvoller Musik gewidmet hat. Wer also Lust hat, sich musikalisch amtlich den Hintern versohlen zu lassen und wer additiv eine Geschichtslektion in Sachen Death Metal hören möchte, ist mit Wutausbrüchen der Marke 'Chamber Of Ages' oder dem Titelsong bestens versorgt. Wer weiß, welchen Stellenwert MASSACRE heute innehätte, wenn das Album zwei Jahre eher erschienen wäre. Dies ändert natürlich rein gar nichts an der Klasse dieser Hammerscheibe.
Als ob wir es uns redaktionsintern vorgenommen hätten, hier eine logische Reihenfolge zu erzeugen, passt die folgende Scheibe hierzu wie die berühmte Faust auf das nur unwesentlich berühmtere Auge. Die Rede ist vom Schwanengesang des Death-Metal-Meisters namens Chuck Schuldiner: DEATH mit "The Sound Of Perseverance". Dieses Album aus dem Jahr 1998 ist leider das letzte DEATH-Album, da Großmeister Schuldiner am 13.12.2001 seinem Krebsleiden erlag. Chuck hat mit seiner Band DEATH ein Genre mitbegründet und diese Stilistik mit jedem Album verfeinert, erweitert und auch neu definiert. Während er zunächst möglichst extreme Musik spielte, wurde seine Musik im Laufe der Zeit immer technischer, bis er dann neben dem spieltechnischen Aspekt auch die Melodie weiter in den Fokus nahm. So ist es nicht besonders verwunderlich, dass die Songs auf seinem letzten Album eine wunderbare Schnittmenge aus diesen Stilistiken präsentiert. Vom drei Jahre zuvor eingespielten Album "Symbolic" ist kein weiterer Musiker mehr mit an Bord. In Death Metal-Kreisen mag die Scheibe nicht auf uneingeschränkte Begeisterung stoßen, da das Quartett hier in Nummern wie 'A Moment Of Clarity' ungewohnt melodisch vor geht, ohne dabei allerdings an Härte zu verlieren. Vielleicht ist ist dies auch mit ein Grund dafür, dass weniger Death Metal-affine Kollegen, wie die Herren Jäger und Becker in Kooperation mit Stefan Lang und Tobias Dahs dieses Album zu ihren Favoriten zählen. Die Rhythmussektion Shannon Hall und Richard Christy legt auf dem Album alles in Schutt und Asche und wird jede Musikerpolizei in den Ruhestand schicken. Obendrein gibt es mit dem knüppelharten 'Spirit Crusher' ein Death-Monument der Superlative, in welchem auch die Härtner-Freunde aus dem Fanlager sicherlich sehr viel Vergnügen haben werden. Wer es gern verschachtelt mag, wird in Übersongs der Marke 'The Flesh And The Power It Holds' oder 'Scavenger Of Human Sorrow' seinen Seelenfrieden finden. Besser geht solche Musik nicht. Da gefällt dann sogar das rausschmeißende Köfferchen namens 'Painkiller', welches mindestens genau so grandios klingt wie das Original.
Mit der nächsten Platzierung wenden wir uns einer weiteren Stilistik zu: Dem skandinavischen Death 'n' Gothic-Metal mit Folkeinflüssen. Das ist gar kein Subgenre? Aber genau das spielt die Band AMORPHIS auf ihrem gern als genredefinierend bezeichnetem Album "Tales From The Thousand Lakes" doch. Die Finnen bieten auf ihrem zweiten Langspieler eine melancholische Mischung aus den oben beschriebenen Elementen und waren damit eine der ersten Bands, die die Melodieführung der nordischen Folklore mit 70er-Jahre Orgelkängen und Death-Metal-Gergrunze kombiniert haben. Schwere Riffs treffen auf melancholische Melodien, die den Hörer schnell auf eine Reise durch skandinavische Winterwälder entführen. Der kehlig-finstere Gesang von Tomi Koivusaari verleiht diesen schaurig-schönen Kompositionen die nötige Härte und die bereits erwähnte Orgel sorgt für nötige Farbtupfer im Dunkel des Klanggeästes. Textlich haben sich die Herrschaften auf diesem Album das als finnisches Nationalepos bezeichnete Kalevala vorgenommen. Man merkt diesem Werk also an allen Fronten an, dass die Musiker es hier wissen wollten. Ein Unterfangen, welches Ihnen fraglos gelungen ist, wenn man bedenkt, welchen Stellenwert "Tales From The Thousand Lakes" heute bekleidet. Die Nennung in dieser Liste zu verdanken hat AMORPHIS: Yvonne Päbst, Tobias Dahs und Haris Duvakovic.
Das nächste Album ist sicherlich ebenfalls eine kleine Überraschung, wenn man auf die Diskographie der betreffenden Band schaut. Auf Platz 95 finden wir nämlich die vierte Studioscheibe der Allstar-Band DIO namens "Dream Evil". Das 1987 erschienene Album ist der Einstand für Gitarrist Craig Goldy, der Vivian Campbell ersetzt, und wird nominiert von Walter Scheurer sowie Juliane und Tobias Dahs. Neben DIO-typischen Uptempo-Krachern der Sorte 'Night People', 'Faces In The Window' und 'Overlove' gibt es auf diesem Album mit dem exzellenten 'All The Fools Sailed Away' ein sieben Minuten langes Epos, welches für mich bis heute zu den zehn besten DIO-Nummern überhaupt zählt. Wenn man den riesengroßen Backkatalog des kleinen Mannes mit der riesengroßen Stimme kennt, weiß man, wie diese Aussage einzuschätzen ist. Der Song allein rechtfertigt schon eine Nennung in unserer Liste. Aber auch das restliche Material ist nicht von schlechten Eltern. Die hoch melodische Single-Auskopplung 'I Could Have Been A Dreamer' sorgt auch heute noch für angenehmen Kurzweil auf Stromgitarren-Abenden, und 'When A Woman Cries' ist einer dieser heimlichen Hits, die sich auf jedem DIO-Album verbergen. Das sind die Nummern, die zuerst im Schatten der offensichtlichen Kracher stehen, die dann mit der Zeit aber zu absoluten Ohrschmeichlern mutieren und irgendwann immer wieder aufgelegt werden. Um genau so einen Titel handelt es sich bei dieser eher getragenen Nummer. Ihr seht also: Diese Scheibe ist – wie alles mit diesem Sänger – eine absolute Pflichtveranstaltung.
Nach AMORPHIS und DEATH nun die dritte Scheibe, die bereits in unseren alten Top 100 enthalten war: Die Rede ist von einem Klassiker des Thrash – TESTAMENTs "The Legacy". Dieses 1987 veröffentlichte Album klingt auch heute noch genau so frisch, spritzig und giftig wie am Erscheinungstag. Diese Tatsache reicht, um es bei Frank Jäger, Alex Fähnrich und Walter Scheurer in deren Top 100 zu schaffen. Der Bay-Area-Fünfer war schon lange vor Veröffentlichung des Albums mehr als ein Geheimtipp, und nicht umsonst zählt das erste und einzige Demo der vormals noch unter dem Banner LEGACY agierenden Band als eines der wichtigsten Demotapes überhaupt. Die vier Songs dieses Magnetbandes sorgten damals im kompletten Blätterwald für Aufregung, denn eine solche musikalische Qualität hatte man bisher nur selten gehört. Ich glaube, das war das erste Demo, welches ich per Bargeld im Briefumschlag direkt bei einer Band bestellt habe. Das kostenlos beigefügte T-Shirt liegt noch heute in meinem Schrank und wird lediglich deshalb nicht mehr getragen, weil ich ungern als wandelnde Leberwurst in der Öffentlichkeit in Erscheinung trete. Aber zurück zum Wesentlichen: Kurz bevor die Band ihr Album veröffentlichte, änderte sie ihren Namen, und musste sich auch noch einen neuen Sänger suchen, da Steve "Zetro" Souza mal spontan bei den Artgenossen von EXODUS eingestiegen ist. Auf seine Empfehlung hin holte man sich Chuck Billy. Der Hüne indianischer Abstammung macht auf aber bereits beim Eröffnung-Kracher 'Over The Wall' klar, wo der Wasserbüffel seine Bronchien hat. Im weiteren Verlauf serviert die Band neben drei der vier bereits bekannten Nummern des sagenhaften Demos – 'Raging Waters', 'Burnt Offerings' und 'Alone In The Dark'; das rattenscharfe 'Reign Of Terror' wird leider ausgespart – ausschließlich Material zum kompletten Amoklaufen. Die melodischen Soloeskapaden des Leadgitarristen Alex Skolnick verbinden sich mit den knüppelharten Riffs seines Mitstreiters Eric Peterson zu einer einmaligen Thrash-Abfahrt, die von der Presse mit der einer "Master Of Puppets" gleich gesetzt wird. Einzelne Songs kann man bis heute kaum hervorheben, denn "The Legacy" besteht ausschließlich aus Killermaterial und gehört mit Sicherheit zu den wichtigsten Thrash-Alben überhaupt.
Wir verweilen im Jahr 1987, verlagern unseren Schwerpunkt aber nun nach Deutschland. Die Hamburger Kürbisköpfe - aka HELLOWEEN - veröffentlichen den ersten Teil ihrer ursprünglich als Doppelalbum geplanten "Keeper Of The Seven Keys"-Geschichte. Neben der Tatsache, dass die Jungs hier ein sehr ambitioniertes Werk erschaffen haben, ist es obendrein auch noch das erste Album ohne Kai Hansen am Mikro, der von nun an nur noch als Gitarrist für die Band tätig ist. Sein Nachfolger hört auf den Namen Michael Kiske. Der junge Mann überzeugt die Massen auf ganzer Linie, und mit dem Single-Knaller 'Future World' haben die Hanseaten einen Dauerbrenner auf den Langhaartanzflächen erschaffen. Daneben sind mit dem furiosen 'I'm Alive', dem etwas getragenerem 'A Little Time' sowie dem flotten 'Twilight Of The Gods' weitere Nummern am Start, die schnell zünden. Das Herzstück des Albums ist aber das 13 Minuten lange 'Halloween'. Hier beweist die Band ihr Geschick, lange Kompositionen zu schreiben, die nicht langatmig wirken. Natürlich ist so ein episches Stück nicht für Promotionzwecke geeignet, was dazu führt, dass es eine deutlich gekürzte Version mit passendem Video-Clip gibt. Das Album markiert den kommerziellen Durchbruch der Band und beschert ihr die erste Tour in Übersee zusammen mit GRIM REAPER und ARMORED SAINT. Außerdem reicht es für Nennungen in den Favoritenlisten von Marcel Rapp und dem Ehepaar Dahs.
Über solche Verkaufserfolge hätte sich die nun folgenden Truppe aus New Jersey trotz anders lautender Albentitel sicherlich gefreut, aber wer seine erste Scheibe "Resisting Success" nennt, darf sich nicht wundern. Insider werden verstanden haben, dass es sich um HADES handeln muss. Das Quintett um Obersirene Alan Tecchio liefert auf seinem Erstling neun Nummern ab, die bis heute zum Besten des anspruchsvollen Thrash zu zählen sind. Dabei bietet die Band eine ungewöhnliche Bandbreite innerhalb des selbst gesteckten Rahmens. So gibt es im finsteren 'Nightstalker' schleppende Rhythmen und 'The Cross' ist mal eben so etwas wie die beste Halb-Ballade der 80er Jahre. Bei dieser Nummer bekommt der Redakteur immer feuchte Augen. Einfach unbeschreiblich intensiv, dieser Entenpeller! Obendrein gibt es mit dem langen Albumschlusslicht 'Masque Of The Red Death' einen ganz formidablen Longtrack. Das restliche Material besticht durch messerscharfes Riffing, unterlegt von krakenarmigem Getrommel und Leadbass-Einsätzen. Ein Album zum Hinhören, zum Abtauchen und zum Genießen! Das gute Stück erscheint 1987 zunächst nur als US-Import auf Torrid Records, wird aber zum Glück später mit leicht verändertem Coverartwork von Roadrunner in Europa vertrieben. Wer die Idee hatte, die goldenen Lettern auf dem Originalcover für die alte Welt in pink zu lackieren, bleibt noch heute eine der zehn wichtigsten unbeantworteten Fragen im Bereich Heavy-Metal-Trivia. Dass so eine verhältnismäßig unbekannte Scheibe in unserer Liste so weit oben gelandet ist, darf gern als Qualitätsmerkmal gewertet werden. Die Herren Jäger, Fähnrich und Andrae sehen dies auf jeden Fall so.
Über Erfolg muss sich die letzte Band aus dem ersten Block wenig Gedanken machen. Ob den Mitgliedern von IRON MAIDEN allerdings bereits im Jahr 1980 klar war, wie steil ihre Karriere verlaufen sollte, darf man anzweifeln. Das erste, selbst betitelte Album der aktuell wohl größten Band aus unserem Musikbereich, stellt für viele Fans der alten Schule – in unserem konkreten Fall heißen diese Jäger, Stehle, Kubaschk und Scheurer - das Nonplusultra in der Banddiskographie dar. Wenn man Gassenhauer wie 'Iron Maiden' oder 'Prowler' hört, mag man dem vorsichtig zustimmen. Die Band versprüht auf dem Album ein beinahe punkiges Flair, was nicht zuletzt am garstigen Gesang von Paul Di'Anno liegt. Aber auch der rohe Klang des Albums fährt dem Hörer durch Mark und Bein. Schrieb ich eben noch etwas von "vorsichtig zustimmen", so wird jeder Einohrige spätestens bei Übernummern wie dem epischen 'Phantom Of The Opera' oder der Powerballade 'Remember Tomorrow' das "vorsichtig" streichen. Man hört hier eine heißhungrige Band, die sich zu dem Zeitpunkt bereits den Popo auf lokalen Bühnen blutig gespielt hat, die Biss hat und die ihre Zähne zeigt - musikalisch, wie auch textlich. Man spürt förmlich den Willen, hier etwas Besonderes schaffen zu wollen; hier soll gleichzeitig spieltechnisch geglänzt, wie auch Aggressionen abgebaut werden. Beides gelingt der Band zu einhundert Prozent.
Hier endet der erste Part unserer Essential-Liste. Ergänzend sei hinzugefügt, dass lediglich TESTAMENT, DEATH und AMORPHIS mit genau diesen Alben bereits vor zehn Jahren vertreten waren. Das spricht sicherlich auch für die Qualität dieser Scheiben. Es bleiben natürlich die Fragen, wie viele weitere Scheiben von IRON MAIDEN noch kommen und ob "The Sound Of Perseverance" tatsächlich der redaktionsinterne Bandliebling ist. Stay tuned...
- Redakteur:
- Holger Andrae