Perlen der Redaktion: Mathias Freieslebens Highlights 2018

23.01.2019 | 18:17

Vom Sonnenpunk über Stonerschlammraupen über schwermütigen Noiserock bis zum Flächen bedeckenden Black Metal: alles dabei im letzten Jahr.

2018 - für den einen ein Jahr voller Highlights, für den anderen hat es eher maue Kost abgeworfen und der Dritte spricht von viel Durchschnitt auf dem Veröffentlichungsmarkt. An dieser Stelle wollen wir unserem Redaktionspoll vorgreifen und lassen unsere Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen. Welche Scheiben haben es in die Top-20 geschafft und warum? Viel Spaß beim Lesen!

Mein Jahr 2018 war zwar wie seit ... immer ... eines der Musik, aber eher eines der kleinen Musiken. Aufgrund anderer rationaler Aufgaben, die ich meiner Leidenschaft für seelenvolle Kunst leider vorschalten musste, habe ich nicht allzu viele Konzerte planen, besuchen, betrachten können, genau wie auch der Genuss oder Ungenuss ganzer Alben eher die Ausnahme blieb. Daher natürlich ein stiller Wunsch für dieses letzte Jahr des Jahrzehnts: mehr Musik, bewusster, entspannter, gehaltvoller das Leben, zufrieden die Seele.

Ich habe mir trotzdem vorgenommen, mir meine wenigen Alben 2018 zurückzurufen, einfach nach der Vorgabe, wen ich am meisten wie oft mitgetragen habe, wer mich überraschte, lange Zeit begleitete oder einfach aufregte. Da ich stilistisch noch nie wirklich festgelegt war und gern auch Musiken aus früheren Jahren nach- oder wiederentdecke, hoffe ich auf Verständnis, dass ich hier nicht so aufwarten kann, wie meine hochgeschätzten Kollegen. Ganz nebenbei sei bemerkt, dass ich den Schatz Bandcamp sehr zu schätzen gelernt habe und dort beim Herumschnüffeln, Antesten, sich Begeistern lassen viel meiner knappen freien Zeit verbrachte und immer noch verbringe.

Treedeon

Was mir auch aufgefallen ist, dass mich nach Jahren der Schwere und Melancholie in meiner Musikauswahl viel mehr leichtere Kost, Punkrock, melodischer Hardcore und auch mehr (gute) Pop-Alben angesprochen haben.

Was mir sofort in den Sinn kommt, ist das Album "Time & Space" der HC-Kapelle TURNSTILE. Da passt ja sozusagen alles: Stilmixtur, Auftreten, nahe am Lifestyle, gut zu vermarkten auch in der Modebranche. Ausverkaufte Konzerte, alles schreit und singt mit, nachvollziehbar. Im gleichen Atemzug die Niederländer von TUSKY, wilder, befreiter Rock mit Riesenpotential für Melodien für Millionen. Die Kalifornier von DOMMENGANG spielen eher in der Liga der Feinheiten mit, ihr spannend gewobener Space-was-auch-immer-Rock auf "Love Jail" ist grandios. Bleiben wir im Genre: FU MANCHU, BRANT BJORK, THE MACHINE, ROTOR haben alle Alben erfunden, die mich begleitet haben, vor allem in diesem verschwitzten Endlossommer. Das Stoned From The Underground war 2018 sehr sehr sludgelastig, da gaben sich UFOMAMMUT, EYEHATEGOD, DOPETHRONE, SONS OF OTIS die Kabel in die dürren Krallen, mehr Doom am See geht nicht! Toll wie immer!

Wie ich durch die Bandcamp-Abende erfahren durfte, scheint es in der Gegend um Denver/Colorado eine mächtig gute Gitarrenmusikszene zu geben. Da fand ich Bands, die mich beeindruckten, egal, welchem Genre sie angehören. COLDFELLS bricht den Black Metal so herunter, dass ich von seiner Einfachheit begeistert bin, DREADNOUGHT powern und experimentieren ungeahnt wunderbar, PALEHORSE/ PALERIDER sauge ich jeden Ton weg, THE FLIGHT OF SLEIPNIR hat ja auch schon vorher Freunde in unserer Redaktion finden können. Da bleibe ich dran, diese lokale Szene interessiert mich. Und da habe ich nun schon einige weglassen müssen.

Delta Sleep

Und jetzt das: DELTA SLEEP. Math Rock von bemützten Endzwanzigern, der offen gesagt zu meiner meist gehörten Platte des Jahres 2018 geworden ist. Davon hebe ich den Eröffner 'Sultans Of Ping' und das epische 'Dream Thang' hervor, aber ich kann dieses Album seit Entdeckung jeden Tag und immer wieder hören. Und weil ich nach dem Verscheiden von ULME nur noch die famosen TREEDEON im Noiserock behalten habe, suche ich und suche ich und fand die Berliner HEADS, die mit "Collider" im April 2018 genau so ein Album abgeliefert haben, was in seiner Sperrigkeit, Spröderei und kalten Hitze genau in meinen Beutebeutel hineinpasst. 'Urges' als passender Soundtrack für so ziemlich jeden Moment des urbanen Stresslebens.

Huch, da kommt ja doch so einiges zusammen. Also kurz vor dem Abbruch der rückwärtigen Suche noch der Verweis auf das aktuelle Album der Psychedeliker von ALL THEM WITCHES, dessen Erscheinung ich ersehnt hatte und unenttäuscht blieb. Auch mit großer Vorfreude "Eat The Elephant" von A PERFECT CIRCLE, aber dann nur 'Disillusioned' so wirklich großartig. Oh, Gott, ja, der Medienhype des Jahres: das neue TOOL-Album! Gestern um 15:47 Uhr hat sich übrigens der Studiopraktikant zwei Würfel Zucker in seinen Instantkaffee fallen lassen.

Und auch das neue Album von ZEAL & ARDOR habe ich nach zweimaligem Hören zu den digitalen Akten gelegt. Das Meckern zum Schluss. Und nun ist Schluss. Auf ein Neues.

Heads

Die Top-20-Alben in der Übersicht. Hinter den Namen finden sich Rezensionen oder Verlinkungen zu den jeweiligen Bands.

01. DELTA SLEEP - Ghost City

02. HEADS - Collider

03. TREEDEON - Under The Manchineel

04. TUSKY - Rated Gnar

05. DOMMENGANG - Love Jail

06. CHILDRENN - International Exit

07. ALL THEM WITCHES - ATW

08. TURN ME ON DEAD MAN - Heavymetal Mothership

09. FARFLUNG - This Capsule

10. ROTOR - Sechs

11. TURNSTILE - Time & Space

12. A PERFECT CIRCLE - Eat The Elephant

13. LEVENT - LeVent

14. AFSKY - Sorg

15. DESERT STORM - Sentinels

16. BRANT BJORK - Mankind Woman

17. CHAOS MOON - Eschaton Mémoire

18. DEAFHEAVEN - Ordinary Corrupt Human Love

19. DEAF WISH - Lithium Zion

20. FORMING THE VOID - Rift

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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