Rock Hard Festival - Gelsenkirchen

20.06.2007 | 00:35

25.05.2007, Amphitheater

Samstag, 26.05.

Nachdem Rouven, Tolga und ich ja bereits am Donnerstag angereist waren und nun schon zwei Tage Druckbetankung in den Adern hatten, galt es am Samstagmorgen erstmal, einen amtlichen Kater aus unserem Zelt zu verscheuchen, der doch tatsächlich mit aller Macht versuchte, meine Hemisphären mit seinen Krallen zu malträtieren. Ich hab das Mistviech mit Sprudelwasser in die Flucht schlagen können, was uns wiedermal beweist, dass auch Muschies auf einem Festivalgelände nur Alkohol saufen.
Nachdem ich Tags zuvor extrem enttäuscht den mächtig untighten HAMMERVOLL lauschen musste, war ich am Morgen des zweiten Festivaltages schon ein wenig gespannt auf die vom Rock Hard über Maßen supporteten METAL INQUISITOR - und ob die Buben es dieses mal schaffen würden, meine Gräten zu solch früher Uhrzeit zu entfesseln, nachdem ich ihren Gig im Jahr zuvor auf der Zeltbühne eher lau fand ...

METAL INQUISITOR

... doch wie so oft wird man positiv überrascht, denn METAL INQUISITOR zeigen von Sekunde eins an, wo der Hammer hängt. Ich bin leider kein Fachmann was die Band angeht, deswegen hab ich, wie überigens meine mit anwesenden Redaktionskollegen auch, keinen einzigen Liedtitel bis auf 'Persuader' (oder so ähnlich) verstanden. Ich muss aber eingestehen, dass ich dies schleunigst ändern werde. Denn im Gegensatz zum letzten Jahr hat der Gig Feuer, Energie, Spaß pur und eine musikalisch arschtight auftrumpfende Band zu bieten, die es dem Folgeprogramm mit dem "Einendraufsetzen" ordentlich schwer macht.
Irgendwie fühl ich mich auch durch eine Zeitschleife ins Jahr 1982 versetzt, denn die dargebotenen Lieder klingen wie aus einem Guss in jenem Jahr entstanden und auf Halde gepresst. Nun, fünfundzwanzig Jahre später, also die Reunion und das ganze Werk am Stück uffe Omme ...
Spaß bei Seite, man kann alle alten Helden heraushören: Seien es PRIEST, MAIDEN, HELLOWEEN, RUNNING WILD, die Essenz der damaligen Zeit heißt heuer auf jeden Fall METAL INQUISITOR.
Schwanzgeil sind übrigens auch die Ansagen: "Auch ihr auf den Rängen: Fangt an mit den Füßen zu wippen, dann schmeckt das Bier auch gleich wieder besser!" Jo, recht hat er gehabt! Ich hab selten um diese Uhrzeit so'n leckeres nach zwei Tagen Exzessen getrunken. Starker Gig, Daumen hoch!
[Alex Straka]

MAROON

MAROON haben auch gespielt. Nur war niemand der hier vertretenen Redakteure anwesend, und da man manchmal wider Erwarten doch hängen gelassen wird, müssen die kernigen Metaller leider ohne Bericht auskommen. Aber es sei euch versichert, dass wir währenddessen mit Sicherheit auch Spaß hatten. ;-)
[Rouven Dorn]

TURISAS

Fast scheint es eine Krankheit von guten Folkbands zu sein. Egal ob EQUILIBRIUM, FINNTROLL, WINTERSUN oder eben die hier anwesenden TURISAS: Wenn man ein Album raus hat, kann man sich doch getrost zwei Jahre Zeit lassen und das auf jeder Festivalbühne erklingen lassen, bis es den Leuten aus den Ohren raushängt. Nun, FINNTROLL haben diesen Notstand zum Glück dieses Jahr beseitigt, und auch TURISAS schicken sich mit "The Varangian Way" an, auch mal andere Songs zu spielen. Sollte die jedoch auf dem Rock Hard Festival Premiere feiern, so muss das ganz am Anfang geschehen sein, als ich noch mitten in der Einlassschlange stecke, denn das Programm wird von Klassikern aus "Battle Metal" wie etwa dem Titelstück oder dem genialen 'One More' und dem einen oder anderen Instrumentalstückchen bestritten. Auch sonst sind Überraschungen nicht auffällig oft auf der Speisekarte. Blutverschmiert wie immer, einer fröhliche Bühnenagilität im Blut und vor allem mit viel Spielraum für die exotischen Instrumente Geige und Akkordeon bieten TURISAS die Bestform auf, die dem Publikum so gut gefällt. Warum auch nicht, haben sich die Stücke doch schon vor zwei Jahren herrlich zum Schunkeln geeignet, und auch jetzt noch machen die pelzgewandeten Figuren Freude. Dass die Band sich für den hohen Konservenanteil nicht schämt, zeigt sich, als Geiger Olli Vänskä das Gitarrensolo allein auf der Bühne bestreitet. Zwar nicht hundertprozentig synchron, aber das erwartet wohl sowieso niemand. Ist halt wie der Döner um die Ecke, früher exotisch, dann Standardmahlzeit, aber letzten Endes immer noch gut für den perfekten Mundgeruch.
[Lars Strutz]

KORPIKLAANI

Kinder, lasst die Finger von Drogen. Sonst seht ihr auch noch kleine rote Männchen, die auf die Bühne steigen und hilflos versuchen, eine La-Ola-Welle zu choreographieren. Und sollte das kein Drogenwahn gewesen sein, der vor KORPIKLAANI die Bühne betrat, lasset uns ein Mantel des Schweigens darüber legen ...
KORPIKLAANI selbst kommen als Folkband mit zwei Vorteilen auf die Bühne, die TURISAS nicht bieten konnten: Eine Menge Authentizität und zwei Hits. Doch bevor 'Hunting Song' und 'Happy Little Boozer' die Bühne zum Beben bringen, gibt es einen hervorragend ausgeglichenen Mix aus allen drei Alben, wobei weder "Spirit Of The Forest" noch "Voice Of The Wilderness" zu kurz kommen. Neben dem aktuellen Songmaterial kommen sogar zwei Stücke von der neuen, "Tervaskanto", auf die Bühne, und schon dieses kurze Anspielen macht klar, dass dieses Album auf die Einkaufsliste kommen muss. Flott wie immer geht auch die neue Mische direkt ins Blut. Überhaupt ist bei dem Gig die KORPIKLAANI-typische Geschwindigkeit angesagt, und man muss schon sehr Emo sein, um da noch still zu sitzen. Die Mannen an der Bühne zeigen ordentlich Bewegung und Trinkfestigkeit wie man es von Finnen so erwartet, besonders Sänger Jonne Järvelä entfernt sich häufig von seinem mit Hirschgeweih bestückten Mikrofonständer, um wahlweise nach der Flasche oder dem Publikum zu greifen. Die Meute, massiger als noch bei TURISAS, würdigt sowohl den guten Sound als auch die gute Darbietung mit ordentlich Applaus und Sprechchören. Auch wenn die Jungs immer noch dieselben Klamotten wie auf den Promofotos tragen, ein wirklich astreiner Gig.
[Lars Strutz]

ROSS THE BOSS

Lustig, lustig. Da tingelt die MANOWAR-Covercombo MEN OF WAR durch kleine Hallen und Jugendclubs, um anlässlich eines KEEP IT TRUE-Auftritts bei ROSS THE BOSS anzufragen, ob dieser Lust und Zeit hat, einen einmaligen (!) Gig zu zocken. Zwei Jahre und unzählige Auftritte später kann man den Auftritt auf dem diesjährigen Rock Hard Festival als ersten Höhepunkt festhalten. Und die Combo hält von der ersten Sekunde an den in sie gesteckten hohen Erwartungen stand, um amtlich mit 'Manowar' den Kultstein ins Rollen zu bringen. Ross zockt auf seiner Klampfe wie ein junger Gott und weiß sich mit seinem Spiel in Szene zu setzen. Besonders goldig ist die Tatsache, dass der Bandkopf schon fast schüchtern ans Mikro tritt, um eisern das Motto des Auftritts, welches passenderweise mit "No solos, no speeches, no bullshit!" beitelt ist, durchzuziehen. Das kommt bei dem Publikum an, welches immer wieder "ROSS THE BOSS"-Chöre anstimmt, um sich bei Klassikern wie 'Shellshock', 'Death Tone' und 'Kill With Power' die Birne weich zu bangen. Mit 'We Will Kill' hat die Truppe einen neuen Song am Start, welcher zwar verhaltene Publikumsresonanzen verzeichnen kann, auf der anderen Seite aber für den Mut der Combo spricht. Bei 'Hail And Kill' darf Rhino, der das "Triumph Of Steel"-Album eingetrommelt hat, die Truppe - natürlich ungeprobt - unterstützen.

Am meisten geht die Luzi bei 'Fighting The World' ab. Die Fäuste fliegen, der Chorus wird rausgegrölt, einfach nur herrlich! Nach dem Doppelpack 'Secret Of Steel' und 'Defender' (jaaaaaaaaaa!!!) ist nach genau einer Stunde viel zu früh Schicht im Schacht.

Bleibt festzuhalten, dass ROSS THE BOSS viel zu früh die Bühne gestürmt haben. Beim nächsten Mal dürfte mindestens die Position des Co-Headliners drin sein, sofern man von den Publikumsreaktionen ausgeht. Eines der absoluten Highlights auf dem Festival!

Setlist:
Manowar
Shell Shock
Death Tone
Gloves Of Metal
We Will Kill
Thor (The Powerhead)
Fighting The World
Hail And Kill
Hail To England
Secret Of Steel/Defender (Medley)

[Tolga Karabagli]

Eigentlich wollte ich ja erst zu VADER aufs Gelände. Eigentlich wollte ich mich auch mit den wenigen Forenbewohnern vor Ort während ROSS THE BOSS treffen. Eigentlich standen MANOWAR, egal ob alt oder neu, doch sehr weit unten auf meiner Faves-Liste. Eigentlich. Als mich Tolga, Alex und Lars dann mit zum Gig des bossigen Ross schleppen und IVORY NIGHT plus Herr Friedmann loslegen, ist es komplett um mich geschehen. Für eine Stunde bin ich, wie sämtliche Redaktionskollegen auch, ein warrior of true metal, mit Eiern aus Stahl und einem mindestens zwei Meter langen, beidhändigen Schwert in der Hand. Heilige Scheiße! Wieso nur hatte mir niemand gesagt, dass Ross MANOWAR ist bzw. war, und nicht dieser Pesudo-Bass-Kasper Joey? Unglaublich, was der Herr auf seiner Paula zockt, jedes Riff, jedes Solo, jeder Anschlag ist pure Magie. Dazu eine Backing-Band, die auch höchsten MANOWAR-Ansprüchen locker genügt. Alleine Basstechnisch war das um Längen besser als alles, was Mr. DeMaio auffahren könnte. Sicher ist Patrick Fuchs kein Eric Adams, aber dieser Vergleich wäre auch nur unfair. Stattdessen liefert er einen soliden Gig ohne große Fehler ab, und wenn dann Ross an seiner Seite spielt, hätte er, wage ich zu behaupten, auch derbe growlen können - und es hätte der Klasse des Auftritts keinen Abbruch getan. Besonders erfrischend finde ich die bluesige Note, die Ross den Kompositionen verleiht, das ist so viel mehr als "nur" Metal, das ist wirklich schon hohe musikalische Kunst. Herrlich. Jungs, IVORY NIGHT, Ross: Danke für diese Bekehrung!
[Rouven Dorn]

VADER

Von ROSS THE BOSS noch vollkommen euphorisiert, fiebert die POWERMETAL.de-Crew (mittlerweile im Innenraum des Amphitheaters angekommen) nun dem Auftritt der polnischen Panzergrenadiere entgegen. Doch bevor VADER das Rund in Schutt und Asche legen können, gibt es noch eine lobenswerte Aktion: Auf der Bühne versammelt sich eine riesige Meute aus Fanclub- und Fanzine-Betreibern, die ein Zeichen gegen Rechts setzen wollen. Feine Sache!

Frank Albrecht lässt sich dann den Hinweis nicht nehmen, dass eine solche Aktion vor der jetzt kommenden Band besonders passend sei. Recht hat er.
Vielleicht hat ihn das deathige Quartett ja gehört und verstanden, denn die Jungs kommen mit einer Wut und Brachialität auf die Bühne gefegt, die mich erst einmal sprachlos ob dieses akustischen Orkans dastehen lässt. Boom! So heftig habe ich persönlich VADER noch nie gesehen, und es ist vermutlich von Vorteil, dass mein letzter VADER-Gig schon einige Zeit zurück liegt. Immerhin spielen die Jungs seit 'nem gefühlten Jahrzehnt an jeder Steckdose, und wenn man die Band dann ein paar Mal hintereinander gesehen hat, büßt jeder Auftritt an Intensität ein.

Nicht so heute: 'Litany' oder 'Helleluyah' schrauben nicht nur in Windeseile sämtliche Schädel ab, sondern offenbaren auch ein ungewohntes Mitgrölpotential im ICE-Tempo. Sabber! Peter und Mauser sägen mit ihren Riffs buchstäblich riesige Löcher in die stickige Luft, während Trommelmonster Daray wohl eine der beeindruckendsten und extremsten Performances des gesamten Wochenendes abliefert. Schade nur, dass das mörderische Getrommel (wie fast immer bei VADER) etwas zu weit im Vordergrund steht, so dass einige Feinheiten der Gitarrenfront untergehen. Auch Peters Gesang hätte für meinen Geschmack noch etwas dominanter sein können, aber auch so ist dieser Auftritt einfach nur der helle Wahnsinn.
Mit 'Back To The Blind' gibt's auch älteres Material zum Abgehen, 'This Is The War' steht dann beispielhaft dafür, wie man diesen denkwürdigen Gig beschreiben kann. Am geilsten fand ich zwar immer noch das Material von meinem "The Beast"-Liebling (auch wenn's 'Dark Transmission' nicht auf die Lauscher gab, schade), doch selbst jenes war am Ende vollkommen vergessen.

Wieso? Weil VADER mal wieder Bock hatten, 'Raining Blood' zu covern. Und wer die Polen kennt, der weiß, dass deren Version noch um einiges schneller aus den Boxen rauscht als das Original. Nacken olé ...
Grandioser Auftritt!
[Rouven Dorn]

ARMORED SAINT

Nach dem einstündigen Einmarsch der polnischen Blastmaschinerie VADER kann sich der geneigte Fan auf eine mitreißende Show von ARMORED SAINT freuen. Nachdem der Nacken wieder eingerenkt und die Wunden geleckt sind, kommen SAINT pünktlich zur Tagesschau um acht auf die Bühne, um uns mit 'Long Before I Die' einen ordentliches Geschoss vor den Bug zu knallen. Sänger John Bush ist mit seinem knallgelben Shirt nicht zu übersehen und springt wie ein Gummibärchen auf Ecstasy von der einen Bühnenhälfte zur anderen. Dabei hat sich der Shouter einen Räuberbart stehen lassen, der ihn um einiges älter wirken lässt als er eigentlich ist. Seine Mitstreiter liefern das musikalische Fundament für seine Hüpfeskapaden und legen sich ordentlich ins Zeug.

Mal unter uns: Habt ihr jemals einen mittelmäßigen Auftritt von ARMORED SAINT gesehen? Also ich bisher nicht, und so ist es auch dieses Mal. Die Band ist bestens aufgelegt und lässt längst vergessen Klassiker vom Stapel. Selbst der 2000er Output "Revelation" wird mit 'The Pillar' berücksichtigt. Des Weiteren zockt die Truppe 'Glory Hunter' zum ersten Mal live in Europa, was ebenfalls das eine oder andere Metalherz höher schlagen lässt.

Leider kann ich nicht allzuviel über das Geschehen auf der Bühne berichten, da ich mich mit dem Bush-Virus angesteckt habe und ebenfalls wild hüpfend zu fast jedem Song abgehe. Das wiederum spricht für die Combo, weiß sie doch mit ihren keineswegs angestaubten Klassikern auch 2007 die Fans zu überzeugen. Ansonsten wird die Truppe wie eh und je abgefeiert, was die “'SAINT”-Chöre am Ende mehr als eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Nach einer Stunde ist das kollektive Moshen vorbei. Bleibt festzuhalten, dass mit 'Tribal Dance' einer meiner persönlichen Highlights in der Setlist gefehlt hat, was aber aufgrund der geilen Performance zu verschmerzen ist. Steht nur noch eine Frage im Raum: Wann kommt die Truppe auf Europatournee?
(Ich persönlich wüsste ja lieber, wann zum Geier endlich ein neues Album kommt - Kollege Rouven)

Setlist:
Long Before I Die
Can U Deliver
The Pillar
Glory Hunter
Last Train Home
For The Sake
Upon My Departure
Symbol Of Salvation
Raising Fear
March Of The Saint
Reign Of Fire
Lesser Than Evil

[Tolga Karabagli]

DEATH ANGEL

Juhu! Endlich wieder eine der absolut geilsten Bay-Area-Bands zu Gast. Was in Wacken und Balingen anno 2004 klasse war, das wird auch bestimmt hier in Gelsenkirchen ein Augen- und Ohrenschmaus.

So ist es natürlich auch, denn für DEATH ANGEL gilt meinem Ermessen nach genau das, was Kollege Tolga zu ARMORED SAINT feststellt: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Jungs um Langhaar-Monster Mark selbst dann auffe Bühne nicht langweilig, öde oder gar schlecht wären, wenn sie diese Absicht hätten. Das Stageacting des Fünfers ist wieder einmal äußerst sehenswert, und von der unbändigen Energie lässt sich auch das Publikum im weiten Rund gerne anstecken.
Evergreens wie 'Mistress Of Pain', '3rd Floor' oder 'Kill As One' werden gebührend abgefeiert, wobei auch die Kommunikation zwischen Band und Publikum nicht zu kurz kommt.

Meine persönichen Highlights sind dann jedoch 'Disturbing The Peace' sowie 'Veil Of Deception', bei dem es dann, argh, zu Schütten anfängt wie bekloppt und bis tief in den AMON AMARTH-Gig auch nicht mehr aufhören will. Da ich ohnehin schon eine mittelgroße Erkältung mit mir rumschleppe, die das Aufwachen zu einer wahren Tortur in der Halsgegend macht, entschließe ich mich dazu, im Pressebereich Unterschlupf zu suchen. Damit habe ich keinen Blick mehr auf die Bühne, und der Sound dröhnt auch nur fragmentarisch durch diese Regen-Kakophonie. Damn. Immerhin war es bis zu diesem Zeitpunkt ein gelungener Auftritt, der jedoch nicht die Hauptproblematik von DEATH ANGEL verschleiern kann: Genau wie bei ARMORED SAINT wird es verdammt noch mal bald Zeit für neues Material!
[Rouven Dorn]

AMON AMARTH

Als es während des DEATH-ANGEL-Auftrittes anfängt zu regnen, zieht Herr K. aus M. einen peinlichen Regenschirm mit Löchern aus der Tasche, unter den ich aber gerne drunterschlüpfe und bis zum Ende des Gigs abwarte, bis meine Schuhe durchgeweicht sind. Da sich das Vorzelt an der Bühne danach leert, machen wir den Versuch, dort ein trockenes Plätzchen zu ergattern und auf AMON AMARTH zu warten. Es ergibt aber keinen Sinn, weil wir genau da zum Stehen kommen, wo der Regen vom Zelt herunter tropft.

Als Bruder Cle Petrus dann endlich verbal in den Arsch tritt, um ihm den Krieg der schwedischen Wikinger anzusagen, sind wir komplett nass, werfen den löchrigen Schirm zur Seite und erleben den geilsten AMON-AMARTH-Gig seit langem.
Beeindruckend ist allein schon das Bühnenbild. Zwei runde orange-schwarze Schilde, geziert mit einem Runenschriftzeichen dominieren das Bild. Den Hintergrund schmückt ein Banner mit jener Figur, die die aktuelle Scheibe AMON AMARTHs zeigt. Die Show beginnt ungewöhnlich mit einer Kampfeinlage. Zwei martialisch in Kettenhemden gehüllte Kerle schlagen mit Schwertern auf ihre Pappschilde ein, bis einer der beiden zu Boden geht. Das versetzt einen doch gleich ins richtige Klima und ist das Startsignal für die Band, endlich loszulegen. Trotz der inzwischen kaum aufzuhaltenden Abkühlung präsentieren sich die Musiker wie immer mit freiem Oberkörper. Aber es wird ihnen schon warm werden in den nächsten anderthalb Stunden. Bei uns ist es jedenfalls so.
Die Show beginnt mit 'Valhalla Awaits Me', dem Eröffnungstitel des aktuellen Albums, dessen Songs überwiegend die anwesenden Die-hard-Fans vibrieren lassen. Nasse Haare klatschen auf durchnässte Kutten und Plastikcapes. Das Scheißwetter passt bestens zum Wikingergebrüll. Geboten wird aber natürlich auch Überzeugendes vom älteren Material.

AMON AMARTH-Frontman Johan Hegg freut sich, wieder in Deutschland zu spielen und bedankt sich bei den Fans. Dann hat man keine Mühen gescheut, um die Show auch mit belebenden Feuerspielereien zu untermalen. 'Asator' bietet sich hier ebenso an wie später 'Death In Fire'. Immer wieder werden mannshohe Feuersäulen in die Luft gejagt, die Hitze strahlt durchs halbe Amphitheater.
Ein Song nach dem anderen wird dem Publikum um die Ohren gepeitscht und dabei wird mir einmal mehr bewusst, worin eine Stärke von AMON AMARTH besteht. Einfach beeindruckend sind ihre tief gestimmten Gitarren, unterstützt von einem leichte Disharmonien erzeugenden Bass neben Maschinengewehrsalven aus der Richtung des Drumkits. Obwohl die Songs hinsichtlich der Geschwindigkeit sicher besser von Musikern anderer Stilrichtungen überboten werden könnten, habe ich das Gefühl, hier einer wilden Jagd ausgesetzt zu sein. Immer ist Tempo drin!
Überraschenderweise hört auch der Regen auf, als wir uns bald warm gebangt haben. Petrus hat wohl angesichts des geballten Death-Metal-Sounds den Schwanz eingezogen. Aber das interessiert uns nicht mehr. Uns interessiert vielmehr 'With Oden On Our Side' oder 'Cry Of The Blackbirds', ebenso 'Fate Of Norns' und 'Pursuit Of Vikings' vom vorangegangenen Album, mit dem die Wikinger den Zugabenteil abschließen.

Als die Band sich gegen ein Uhr nachts verabschiedet, ist es auch wirklich genug. 90 Minuten Nackentraining haben gereicht, um dem heutigen Festivaltag einen würdigen Abschluss zu verleihen. Wohl deutlicher profitiert als zu erwarten war haben AMON AMARTH von der penetranten Wetterlage. Die brausenden Regengüsse haben ihren Songs noch zusätzlich Atmosphäre verliehen, die zur künstlerisch erzeugten Wikingerthematik einfach bestens passte.
[Erika Becker]

Redakteur:
Rouven Dorn

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