SONATA ARCTICA, FIREWIND und SERIOUS BLACK - Aschaffenburg

17.10.2024 | 11:33

27.09.2024, Colos-Saal

Drei Power-Bands und viele schöne Überraschungen.

Auf ein Neues im Colos-Saal! War der Montag in der Batschkapp mit TARJA und MARKO ein schöner Start in die Woche, so rückt heute das Wochenende in greifbare Nähe. Das wird mir durch drei Bands versüßt, von denen ich eine heute zum dritten Mal sehe und zwei andere, die schon sehr lange auf meiner Wunschliste stehen.

Die Band, die ich heute zum dritten Mal sehe, ist SERIOUS BLACK. Für die ist heute ein ganz besonderer Tag, ist doch genau heute ihr neues Album "Rise Of Akhenaton" erschienen. Deswegen haben die Herren für die Fans auch ein ganz besonderes Schmankerl dabei: Wer heute ein Band-Shirt kauft, bekommt ein Exemplar des Albums auf CD gratis dazu. Schonmal ein guter Einstand, der mit wohlwollendem Applaus bedacht wird.

Aber wichtiger ist jetzt erst einmal die Musik, da lässt SERIOUS BLACK nichts anbrennen. Sänger Nikola Mijić ist so stimmgewaltig, wie ich ihn in Erinnerung habe und auch Bassmann Mario Lochert zaubert mir nicht nur mit seinem Spiel, sondern auch mit seinem urigen Bayrischen Charme wieder ein Grinsen ins Gesicht. "Hier in Aschaffenburg geht doch Bayrisch, oder?" Leider gehen die meisten seiner Worte im Gelächter der Zuschauer unter. Von der fröhlichen Truppe ist auch Gitarrero Dominic Sebastian, der mit einem so strahlenden Lächeln fast in die Kamera kriecht – da muss man einfach zurücklächeln. Auch die "Kuschelnummer" von Maurus Mayer und Mario ist ganz liebreizend zu beobachten. All das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Truppe auf der Bühne steht, die dem "Colossaalen" Publikum mächtig einheizt und einen hervorragenden Job macht. Sie haut den Zuhörern Songs, wie 'Metalized', 'High And Low', 'Take Your Life' oder 'Rise Of Akhenaton' um die Ohren und wird dafür mit verdientem Applaus bedacht. Schonmal ein hervorragender Start in den Konzertabend.

Die erste Bandpremiere für mich steht quasi schon in den Startlöchern – FIREWIND. Auch wenn ich ihn schon lange von seiner Präsenz bei AVANTASIA kenne, oder von Arbeiten mit anderen Künstlern, beispielsweise RHAPSODY, KAMELOT oder ADRIAN BENEGAS, so habe ich Herbie Langhans noch nie mit seiner eigenen Band live gesehen. Natürlich bin ich auch ganz gespannt auf Gus G. Als dann das Intro 'Conquest Of Paradise' ertönt, wächst die Spannung und die Vorfreude. Auch bei FIREWIND hat sich das Besetzungskarussell im Laufe der Zeit fröhlich gedreht, aber da ich die Band bisher nicht live gesehen habe, kann ich dazu nichts sagen. So freue ich mich über eine rasante Show und gebe zu, dass ich immer wieder mit fast offenem Mund einen gewissen Gitarristen bestaune. Sein Spiel wirkt locker und lässig, zieht einen aber magnetisch in seinen Bann, insbesondere natürlich bei seinen Solo-Einlagen.

Das rasante 'Fallen Angel' vom neuen Album "Stand United" ist natürlich der ideale Einstieg und zeigt dem Publikum sofort, was Sache ist. Bei den nachfolgenden 'World On Fire' und 'Destination Forever ' ist auch gleich Mitmachen gefragt – sehr zur Zufriedenheit von Herrn Langhans. Es geht Schlag auf Schlag weiter, diesmal ist 'Destiny Is Calling', ebenfalls vom neuen Album "Stand United", angesagt, anschließend sofortiger Wechsel ins Jahr 2003 zu 'I Am The Anger' und dem instrumentalen 'The Fire And The Fury', bei dem Gus G. so richtig groß rauskommt. Gänsehäutig wird es dann mit 'Ode To Leonidas', das ich bisher nur als Video mit dem ebenso großartigen Henning Basse kenne.

Mit 'Chains' kehrt FIREWIND nochmal zum neuen Album zurück, stachelt mit 'Rising Fire' erneut das Publikum auf, bevor der Saal beim letzten Song vollkommen ausflippt. Ja, es ist ein Coversong und ja, es ist natürlich 'Maniac' aus dem Kultfilm "Flashdance", ohne den ein FIREWIND Konzert nicht zu Ende geht, nicht zu Ende gehen kann! Nicht nur das Publikum dreht frei, auch Herbie ist voll in seinem Element! Wer sie noch nicht kennt, dem lege ich mal Herbies Cover-Band-Projekt RŸFFHUNTR ans Herz: laute Rock-Hymnen der 80er. Ihr werdet überrascht sein, versprochen. Die Meute vor (und auf der Bühne) ist ausgelassen und der Beifall entsprechend, als die Band die Bühne verlässt.

FIREWIND Setliste: Intro (Conquest Of Paradise); Fallen Angel; World On Fire; Destination Forever; Destiny Is Calling; I Am The Anger; The Fire And The Fury, Ode To Leonidas; Chains; Rising Fire; Maniac; Outro

Nach einer relativ kurzen Umbaupause ist es dann soweit: SONATA ARCTICA!! Ich gebe es zu, ich habe schon ein bisschen gespoilert, weil ich wissen wollte, ob sich möglicherweise an diesem Abend ein lang gehegter Traum erfüllen würde: einmal 'Full Moon' live zu hören. Natürlich reduziere ich die Band nicht auf diesen Titel, aber den mag ich nun einmal besonders gerne. Auch wenn es die Tour zum Album "Clear Cold Beyond" ist, so hat die Band doch immerhin ebenfalls in sechs alten Alben "gekramt" und bietet einen guten Schnitt an beliebten Songs.

Los geht es aber mit 'First In Line' und 'Dark Empath' vom neuen Album. Es ist nicht zu übersehen, dass die Band jede Menge Spaß am Auftritt hat, ebenso wie das Publikum, das sich mit dem Willkommensapplaus schon mächtig ins Zeug gelegt hat. Tony strahlt und begibt sich gleich mal auf "Tuchfühlung" zu meiner Kamera, was fototechnisch gesehen nicht die beste Idee ist, mich aber trotzdem sehr erfreut. Auge in Auge mit Tony Kakko, wann hat man das schon. Dann ist er da, mein persönlicher erster Gänsehautmoment des Abends: 'I Have A Right', vom Album "Stones Grow Her Name", das auch schon 12 Jahre auf dem Buckel hat. Wie noch an später folgenden älteren Stücken zu hören ist: tolle Musik altert nicht! Mit 'California' und 'Angel Defiled' ist das neue Album quasi "abgehakt" und SONATA ARCTICA kramt munter in der Nostalgiekiste.

Auch wenn es ein bisschen komisch klingen mag, es ist einfach nur schön, diese "unaufgeregte" Show zu genießen, Tonys Interaktion mit dem Publikum zu beobachten und sich an der wunderbaren Musik zu erfreuen. Ein kleiner Nachteil von "ganz vorne" stehen ist leider, dass ich nicht alles verstehe, was Tony so zum Publikum sagt. Wie auch immer, es kommt auf jeden Fall gut an, wird entweder mit Gelächter oder Applaus belohnt – oder auch beidem. Und manchmal genügen ein paar Gesten von ihm, um die Zuhörerschaft zum gemeinsamen Klatschen und ähnlichen gruppendynamischen Aktionen zu bewegen. Wie beispielsweise auch beim üblichen Gruppenfoto, das mitten im Set nach 'The Last Amazing Grace' aufgenommen wird, wo er bittet, "ordentlich die Hände hochzustrecken, weil sich das in den sozialen Medien besser macht". Es ist übrigens schön zu sehen, dass das Publikum direkt schon bei den ersten Tönen die Songs immer lautstark bejubelt und auch relativ textsicher ist, was sich ebenfalls in den strahlenden Gesichtern der Band widerspiegelt.

Träumen kann man dann bei 'Tallulah', bevor es mit einem Dreierpack ganz weit in die Vergangenheit zurückgeht: ins Jahr 1999 und zum Album "Ecliptica". Den Anfang macht 'Replica', gefolgt von 'My Land' und endlich - 'FullMoon'! Ja, da schlägt mein Fanherz doch ein wenig schneller. Offensichtlich nicht nur meins, denn das Publikum hätte praktisch alleine singen können, geht schon beim ersten Ton voll ab und zelebriert den Vollmond lautstark gemeinsam mit der Band. So wird zwar endlich mein Traum wahr, aber leider bedeutet der Titel auch schon fast das Ende der Show. Mit lauten "Sonata"-Rufen wird die Band zurück auf die Bühne zitiert. Bevor wir aber in den Genuss von 'Flag In The Ground' kommen, müssen wir erst ein fieses "Dejo"-Mitsingspielchen à la FREDDIE MERCURY mitmachen – begleitet von einem nur ganz leicht diabolisch grinsenden Tony. Bevor der wirklich allerletzte Song kommt, bedankt er sich noch sehr herzlich beim Publikum, dass alle gekommen sind, um einen Live-Music-Event zu sehen. Und damit gleichzeitig auch den Veranstaltungsort zu unterstützen. Denn ohne das Publikum wären sie nichts. "Und ganz wichtig: bringt das auch euren Kindern bei."

Dann gibt es leider keinen Aufschub mehr, 'Don't Say A Word' ist endgültig der letzte Song. Tony zelebriert noch das "Vodka! we need some vodka!"-Ritual und nach einigen weiteren freundlichen Danksagungen seinerseits geht ein wirklich wunderbarer Konzertabend zu Ende.

Ich unterhalte mich noch mit dem wohl jüngsten anwesenden Fan, ich schätze ihn auf etwa zehn oder elf Jahre - und seiner Mutter, die beide ebenfalls vollkommen begeistert sind, blicke überall in strahlende Gesichter und höre nur Worte des Lobes. Es folgt noch ein kurzer Plausch mit Herbie, bevor ich mich Heimweg mache. Wer genau hinsehen würde, könnte die kleinen leuchtenden Sternchen in meinen Augen sehen.

SONATA ARCTICA Setliste: First In Line; Dark Empath; I Have A Right; California; Angel Defiled; Broken; The Last Amazing Grace; Tallulah; Replica; My Land; Full Moon; Zugaben: Flag In The Ground; Don't Say A Word


Bericht und Fotos: Hanne Hämmer


Redakteur:
Hannelore Hämmer

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