With Full Force 2004 - Roitzschorja

17.08.2004 | 14:49

02.07.2004, Flugplatz Roitzschorja

With Full Force 2004

Erlebnis-/Konzertberichte

Teil2:

Quasi als "Warm-up" zum Sziget-Festival beginnt mein WFF-Trip natürlich gleich mit Nullorganisation und Verspätung. Nachdem ich durch schnelles Packen (und das FAST ohne Sachen zu vergessen) die Zeitbilanz wieder auf plus/minus null gebracht habe, muss noch die Ausstattung ergänzt werden.
Also, Episode 1: Karstadt am Herrmannplatz, Berlin-Xberg. Der Autor steht vor den Billig-Igluzelten für 40 Euro und fragt den Verkäufer: "Hammse kein kleineres Zelt, so ne Dackelgarage...?" - "Ja, aber das is gleich doppelt so teuer". Also, mit 'nem Prinzip gebrochen, Iglu gekauft. 40 Euro, was soll's! Ungefähr an dieser Stelle beschließe ich auch, dass ich auf dem Force experimentell herausfinden werde, mit wie wenig Gepäck und Material man ein Festival überleben kann, bevor ich die minutiöse Planung für die Reise in den Untergang (aka Sziget) auf mich zu nehmen habe.

In der U-Bahn noch schnell 'ne Urlaubsvertretung für die Real McKenzies organisiert, da "Band verpassen" der richtige Anfang für dieses Wochenende ist und dann durchgestartet. Und siehe da, die Bahn war pünktlich, so dass ich mich schon bald im Shuttlebus wiederfinde, wo ein paar völlig betrunkene Typen aus Franken nicht nur Vodka-Mische im 5er-Kanister dabei haben, sondern auch noch so einen Gepäckwagen aus dem Bahnhof mit ins Shuttle heben. Nicht ganz der klassische Einkaufswagen, aber dafür gibt's 'n Plus in der B-Note dafür, wie elegant ein Typ, den sie nicht nur Krusty nennen, sondern der tatsächlich so aussieht, drüber stolpert und sich in einer Kurve auf die Nase packt.
Am Gelände angekommen, stelle ich fest, dass es wahnwitzig windig ist und, kaum dass ich den Bus verlasse, zu regnen beginnt.

Zelt aufgebaut, damit's nur von außen nass wird, den lieben Kollegen die Mailboxen vollgeschwallt und ab zu PETER PAN SPEEDROCK, meinem ersten Gig heute.
Netter Rock so weit, aber nun auch keine Offenbarung. Dem wenigen anwesenden Publikum aber gefällt's, von daher habe ich keinen Grund, mich zu beschweren, vor allem, da ich inzwischen so viel Verspätung gesammelt habe, dass die Jungs vorbei sind, bevor ich mich richtig akklimatisiert habe.
Also ein wenig mit den Kollegen geschnackt, noch ein paar Biere gezischt, rumgeguckt, Merchandise besichtigt. Beim coolen Stand der Hardcore-Sickos von nurfotzenglotzen.de fällt mir sofort ein "Ich hau auf's Maul – Hardcore 3 Promille"-Shirt auf, ich lache und frage mich, wer so etwas ernsthaft kauft.

Nach erfolgreichem Zeittotschlagen, aus-der-Ferne-HYPOCRISY-sehen und ähnlichem dann auf zu den DONOTS. Das Zelt inzwischen dreiviertelvoll, vermögen die DONOTS es leider nicht, mich in irgendeiner Form zu fesseln und auch die Atmosphäre im Restpublikum war mau. Aber als Elite der deutschen Musikpresse hat man ja eine Verpflichtung seinen Lesern gegenüber, weshalb ich vorerst also in der Zeltbühne verblieb, der Dinge harrend, die da kommen mögen.
Dachte ich mir, tu ich mir was Gutes und entspanne mich ein wenig. Nichts ahnend lege ich mich also im hinteren Drittel der Zeltbühne auf den Boden, um entspannt dem Rest des Konzertes zu lauschen.
Ich schließe die Augen und ARGH! Was war das? Schmerz. Einfach nur purer Schmerz. Ich packe den Verursacher, schaue ihn mir an und denke: das passt. Mode-Emo-Hornbrille, Mode-Emo-Nicht-Frisur, die sicher teuer war, Mode-Emo-Sneaker, alles in allem ein intellektuelles Käsegesicht, das bestimmt auf jammerhaften Emo steht und mir gerade (am hellen Tag) mitten in Gesicht und Hals gelatscht ist. In einem halben dutzend Jahren auf Rock- und Metalfestivals bin ich noch nie von jemandem getreten worden, während ich irgendwo in der Gegend rumlag. Und erst recht nicht ins Gesicht. Nach längerem Anschreien und verbaler wie auch nonverbaler Gewaltandrohung lässt sich die Wurst zumindest zu einem "Ich hab dich nich' gesehen" hinreißen. Ich will aber eine Entschuldigung, und was nun passiert, gibt es glaub' ich nur auf'm WFF, wo die Gutmenschen-Fraktion auch hinkommt: Ein völlig unbeteiligter Typ kommt an, versucht mich davon abzuhalten, weiter auf das Emo-Kind einzuschreien und entschuldigt sich bei mir dafür, dass der andere mir ins Gesicht gelatscht ist! Hat man so was schon mal gehört? Sich für das Verhalten eines völlig Unbekannten entschuldigen? Und auch noch glauben, dass es was schlichtet? Auf mein Argument, er solle sich nicht entschuldigen, sondern der andere, wusste er auch nix zu sagen. Dafür aber hatte Emo-Kind die Ablenkung genutzt, um sich zu verpissen. Ich hoffe, er ist durch meinen Wutanfall traumatisiert und hat schlecht geträumt.
Aber wo war ich stehengeblieben? Die DONOTS. Die waren vorbei, ich also zu den Sanis, meinen Kratzer am Hals behandeln lassen. Naja, wenigstens sieht er aus wie ein Knutschfleck, da kann ich mir Schlimmeres vorstellen.

Auf den ersten Schreck also ein Bier und ehe ich mich versah, begann schon LIFE OF AGONY. Mit den Worten "Zu 'River Runs Red' habe ich zum ersten Mal Suizid versucht" erklärt ein Teil meiner Reisegruppe mir den Stellenwert, den die Band für ihn besitzt. Na da bin ich ja mal gespannt, was die wieder vereinigten Heroen zu bieten haben. Und da geht einiges! Mit der Ausname des von mir heiß ersehnten 'Let's Pretend' werden alle Bandklassiker geboten, die Bühnenshow ist zwar von routinierter Distanz, aber andererseits gerade deshalb bestens zur Musik passend. Herr Caputo in jedem Fall präsentiert sich in unglaublicher optischer Hässlichkeit, aber im Tausch dafür mit perfekt sitzender Stimme, zu der der fast glasklare Sound passt.

Vom audiophilen Standpunkt aus übrigens erscheint es wie eine blendende Idee, die Boxen auf der Mainstage durch die Aufhängung an Stahlseilen schwingungszuentkoppeln und somit einen saubereren Sound zu gewährleisten; der weiter oben bereits erwähnte starke Wind allerdings sorgt dafür, dass die Lautsprecher permanent hin und her schwingen, was teils zu einem völlig verwirrenden Klangbild führt, das fast schon ans Leslie-Rotor-Tonkabinett der Hammond-Orgel gewahrt. Sehr irrlichternd in jedem Fall. Bei LIFE OF AGONY aber bleiben wir davon noch weitestgehend verschont, so dass wir ein grandioses Konzert feiern können.

Irgendwann zwischen jetzt und dem Beginn der Knüppelnacht begann mein Magen bei der Bieraufname irgendwie zu schmerzen. Scheiße, übersäuert, denke ich mir und stratze, noch lange nicht so besoffen, wie ich sein wollte, Richtung Zelt, die Gesundheit schonen. Am Zelt angekommen, erklärt mir ein Mitglied der Reisegruppe, 'n Schnaps sei immer gut für den Magen. Wenige Sekunden später dokumentiere ich zu Recherchezwecken meinen Mageninhalt neben der Zeltplatzabsperrung. Solcherweise mit einem klasse Geschmack im Mund versehen, krieche ich in mein Zelt, um nach einer erholsamen Nacht den nächsten Morgen fit begrüßen zu können mit Episode 2: Shopping auf dem WFF...
...doch im Zelt angekommen, muss ich feststellen, dass jemand in meinem Schlafsack liegt. Und zwar eine Person, die meinen sexuellen Vorlieben in jedem denkbaren Punkt widerspricht, falls der werte Leser bereits feixen wollte. Nach einigem Geschrei kann ich den komplett paralysierten Typen dazu bewegen, sich aus meinem Zelt zu verklappen. In letzter Sekunde stelle ich fest, dass er meinen Schlafsack mitzunehmen versucht und erbeute diesen zurück, um derart gestresst das gerade Erlebte mit meinen Mitreisenden zu teilen. Kaum bin ich einen Schritt von der Zelttür weg, bewegt sich der Typ wieder dorthin zurück.
Da ich inzwischen völlig in Rage bin, übernimmt Mitreisender Dommel die weiteren Verhandlungen mit dem Typen, die sich um Kernpunkte dreht wie: Es sei sein Zelt, und im Weiteren: Er müsse ans Auto [das neben dem Zelt steht], hätte aber keinen Schlüssel, sein Bruder würde im (leeren!) Wagen pennen. Irgendwann nehmen sich zwei vorbei kommende Security-Typen des Problems an und ich gehe schlafen, wobei mir auffällt, dass meine Zeltwände irgendwie komisch schief hängen, was mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht beunruhigte, irgendwie bin ich mit den Gedanken ganz woanders.
Um so größer meine Überraschung am nächsten Morgen, als der Typ tatsächlich in der unbekannten Karre neben unserer Reisegruppe pennt. Hat sich auch nicht entschuldigt, is mir aber auch egal, denn bevor ich mit AOK den Asi-Rock-Sondereinsatz an diesem Tag eröffnen sollte, war noch Episode 2: Shopping auf dem WFF zu bestehen.

Wer dachte, Abtsgmünd, Wacken oder andere Veranstaltungsorte von Rockfestivals seien klein, war noch nie auf dem Force. Zwar kann man von keinem Festival eine Infrastruktur wie in Balingen beim BYH erwarten, wo Supermarkt(!), McD(!!) und Baumarkt(!!!) sowie ein Mercedes-Händler (wer's braucht) direkt am Gelände liegen, aber die zwei Kilometer Fußmarsch ins 300-Seelen-Kaff nebenan, wo es glücklicherweise einen Konsum (heißt hier wirklich noch so!) gibt, zeigen einem echt, wie weit in die Einöde die Liebe zur Musik einen manches Mal treibt. Schließlich angekommen, treffe ich vor der Tür erstmal ein paar Leute, die frisch gekauftes Vittel- oder Volvic-Wasser wegschütten, um dann Bier aus Glas- in die somit leeren Plastikflaschen umzufüllen. Naja, wer hat, der hat, und wie W. C. Fields schon sagte: "Ich trinke kein Wasser – da ficken Fische drin!" Ausserdem gibt es – offenbar ist man aus Schaden klug geworden – eine "Türsteherin", die dafür sorgt, dass die Einkaufswagen im Supermarkt blieben. Ansonsten gab's Maternus für 50 Cent pro 0,33er als einziges Bier in Plastikflaschen. Na dann mal hoch die Tassen.

Mit zwei schweren Plastiktüten marschiere ich durch den Regen zum Gelände zurück, um am Platz angekommen festzustellen, dass mein Zelt irgendwie komisch aussieht. Während der Nieselregen langsam in einen 1-a-Regenguss übergeht, mache ich mich auf die Fehlersuche. Nicht nur, dass die konstitutionelle Stabilität des Zeltes den orkanartigen Böen ganz offenbar nicht gewachsen ist und das gute Stück somit starke Schlagseite einnimmt, auch eine der Zeltstangen hatte inzwischen aufgegeben, war gesplittert und hinterließ hässliche Löcher. Gaffa geschnorrt, im schönsten Monsun das Zelt eingerissen, mit reichlich Tape verschönert und wieder aufgebaut. Spaß machte das nicht wirklich.

Nach erfolgter Operation aufs Gelände gewandert, wo AOK gerade dabei sind, METALLICA's 'Whiplash' in 'Wischmob' umzuwandeln und natürlich auch einen ebensolchen ins Publikum zu werfen.
Außerdem gibt es Achselschweiß-Versionen von 'Smells Like Teen Spirit' und 'Enter Sandman', nackte Ärsche, einen Pantomimen-Song mit dem schönen Titel 'Stromausfall' und zu guter Letzt noch eine 1-a-Gemüseschlacht mit dem Publikum.
Für diejenigen Leser, die es sich an dieser Stelle noch nicht denken konnten, auch AOK kann man im weitesten Sinne unter den Begriff Asipunk fassen, und gerade als Geisteswissenschaftler ist totale Asigkeit und Proll-Mucke manchmal der perfekte Ausgleich zur intellektuellen Abstraktion, ich zumindest hab gut gelacht.

Zurück am Zeltplatz gilt es dann erstmal, das hoch stehende Wasser von meiner Zeltplane zu lenzen, bevor ich zum Punk'n'Roll-Party-Nachmittag aufbrach...
...zunächst einmal: THE BONES. Wahnwitz in Tüten, was die Herren aus Schweden da hinlegen. Rock 'n' Roll vom Feinsten, schön dreckig, Refrains, die ins Ohr gehen, das Publikum hat ebenso viel Spaß wie die Herren auf der Mainstage droben.

Ganz bis zum Schluss anschauen kann ich mir die Jungs allerdings nicht, denn wenn die heimatlichen Heroen von MAD SIN antreten, dann will ich in der ersten Reihe stehen.
Nachdem Hellvis die Truppe angekündigt hat, kann ich mich noch kurz an Psych-Frisuren und natürlich dem neonbeleuchteten Pornobass erfreuen, bevor Köfte in seiner ganzen Unförmigkeit nach vorn tritt. MAD SIN-Konzis sind immer gleich und immer geil: Es wird gerockt ohne Ende, Köfte hat NULL Respekt vor dem Mikroständer, der permanent kreuz und quer über die Bühne fliegt, die Band spielt tighter als tight, der geslappte Bass geht direkt in den Unterleib, Bass-Soli werden auf Köfte's Rücken gespielt, Hellvis spuckt Feuer und es ist geiler als geil.
Des Weiteren habe ich noch nie so viele weibliche Crowdsurfer erleben dürfen wie auf diesem Konzert. Eine drückt sogar dem sie "rettenden" Security-Schrank 'nen Schmatzer auf, was diesen sichtlich perplex zurücklässt. Mein Liebling aber ist der Freak, der sich nach erfolgreichem Surfen so lange gegen die Entfernung aus dem Fotograben wehrt, bis er unter dem Jubel der ersten Reihe Empfänger einer schönen Portion "auf die Fresse" von Seiten der Sicherheitsleute wird. Das grandiose Songmaterial tut sein Übriges, so dass die Psychobilly-Szene sicher einige neue Freunde gewonnen haben wird. Total dehydriert erwische ich mich dabei, wie ich Wasser bestelle, aber irgendwo ist Ende und so happy wie von der Mucke werd ich von allem Bier der Welt nicht.

Im direkten Anschluss dann gibt es BORN FROM PAIN aus Holland auf die Ohren. Seit ich vor einem Jahr ihr Hammeralbum "Sands Of Time" reviewen durfte, wartete ich auf einem Chance, die Krawallbolzen live zu erleben. Um es kurz zu machen: Ich wurde enttäuscht. Der Sound ist ähnlich durchwachsen wie das Abschneiden der holländischen Nationalelf bei der EM, was es mir teilweise schwer macht, Songs zu unterscheiden. Hinzu kommt, dass mit einer elendig langen politisch korrekten Rede wertvolle Spielzeit verplempert wird. Warum soll ich denn bitte den Typen dankbar sein, die das Essen machen? Weil sie mir ne zitronengroße Calzone für dreifuffzig verticken? Warum soll ich der Security danken? Die wird bezahlt und darf (siehe MAD SIN) weibliche Crowdsurfer "retten". Den Kloleuten, denen muss man danken! Aber die hat er nicht erwähnt. Ich will von einer Band Musik hören, keine Anleitung, wie ich besser leben kann. Dafür kann ich immer noch zu SHELTER gehen oder so. Wenn auf einem Festival, wo eh nur 45 Minuten Spielzeit vorhanden sind, mit Gelaber genug Zeit für zwei Songs verbraucht wird, ist der Schwerpunkt ganz klar an der falschen Stelle und man bekommt Lust, sich auf die bierhaltende Hand ein schwarzes "X" zu malen. Soo nicht, Leute, der Kampf gegen genetische Mutanten darf nicht ins Wanken geraten!

An den Schließfächern am Eingang schnell noch Niveau, Anstand und Bildung abgegeben und weiter geht's.
"Was heißt in der BRAVO 'Scheide'? Fotze! Fotze!" - über Niveau kann man streiten, darüber, dass es den LOKALMATADOREN fehlt, hingegen nicht.
Also, was tut man da? Lachen, Mitgrölen, das gute alte "in zwei Songs von Null auf Besoffen"-Spiel spielen (mit drei Leuten, die im Wechsel Bier holen, geht das erstaunlich gut!), sich an der unglaublich realistisch nach Altprolenten aussehenden Optik der Band erfreuen, dankbar dafür sein, dass auf "Witten" als Reim tatsächlich "Titten" kommt – VIVA LOKALMATADOR! Das Klassikerprogramm mit Welthits wie 'Ich lass' dir den Kochtopf – Lass du mir mein Bier', 'Pillemann Fotze Arsch', 'Geh'n wie ein Proll' und natürlich dem legendären Gassenhauer 'Fußball Ficken Alkohol' macht dem (leider nur knapp über die Hälfte gefüllte) Zelt einen Heidenspaß. Lustig auch der Typ in der Reihe vor uns, der uns auffordert, nicht so wild zu pogen – wir sind hier nicht auf'm Kindergeburtstag, guter Mann! Die junge Dame im Reiter-Shirt, die 'Erika' korrekt vorhersagte und in der Folge mit dem Autor pogte, kann übrigens gern die Kontaktdaten auf der Autorenseite nutzen.

Kennt ihr dies Gefühl, wenn ihr plötzlich eure Handlungen von außen betrachtet, nachdem ihr Substanzen konsumiert habt? Ich jedenfalls beobachtete Folgendes: "Habt ihr das 'Ich hau auf's Maul'-Shirt auch in XL in Schwarz?" - "15 Euro" - "Danke!" Jetzt weiß ich auch, wer solche Shirts kauft und trage es, während ich diese Zeilen schreibe, mit Stolz.

Also, auf zu AGNOSTIC FRONT. Diese haben ebenso wie die nach ihnen spielenden DIMMU BORGIR mit einem solch unglaublich miesen Sound zu kämpfen, dass ich langsam beginne, davon auszugehen, dass der Dauerregen irgendwie auf PA und Membran geschlagen ist. Spaß macht das keinen, obwohl ich mich zu 'Gotta Go' ordentlich beulen gehe.

Nachdem der fünfte (!!!) Sicherheitsmann mich dann trotz Presse und allem vom Gelände vertrieben hat, fall ich mit Umweg über das Partyzelt in mein ebensolches....

...um am Morgen von Tag drei festzustellen, dass mein Zelt inzwischen einen Totalschaden hat und an eine weitere Nacht auf dem WFF nicht zu denken ist. Züge ausgecheckt und festgestellt, dass alle spannenden Bands erst nach der letzten Bahn spielen: Ergo: Nach HANS MARTIN SLAYER in die Bahn, um pünktlich zur Rehakles-Gala wieder in Kreuzberg zu sein.

HANS MARTIN SLAYER wollte ich in erster Linie wegen des Namens sehen, wer sich so nennt, kann doch unmöglich "nur" eine SLAYER-Covertruppe sein? Doch, wer sich so nennt, ist eine SLAYER-Covertruppe. Auf der Habenseite also: Null Ambitionen, auch mal ausgefallenere Sachen zu spielen, sondern das volle Brett Klassiker. Auf der anderen Seite hingegen typischer Coverband-Humor à la "Lombardi di Caprio" am Start. Alles in allem ein netter Opener für Sonntagmorgen aber auch nicht spannender als die großen SLAYER wären, und die sind ja auch nicht mehr so geil wie sie mal waren.

Mit den Rucksäcken bereits auf dem Rücken werden ich und ein Mitreisender auf dem Campingplatz noch zu einem Gruppenfoto mit "dem Paserati", einem uralten VW Passat, gezwungen. Lächeln, Daumen hoch wie Schumi, Klick. Jaja, der Wahnsinn greift um sich.
Und so endet das WFF 2004 als eine Pleiten-Pech-und-Pannen-Veranstaltung auf meiner persönlichen Seite, die trotz Regen einen höllischen Spaß machte, und wo es nicht nur ein wenig weh tat, bereits vor der Zeit (und Göttern wie MONSTER MAGNET) abreisen zu müssen.
Ich übergebe somit an dieser Stelle an Kollegen Henri, auf diesem Festival am Bierstand im Einsatz, um die fehlende Zeit aufzuarbeiten.
[Philipp von dem Kneesebeck]

Redakteur:
Herbert Chwalek

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