BOWIE, DAVID - Heathen
Mehr über Bowie, David
- Genre:
- Rock / Pop
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- ISO Records / Columbia / Sony
- Release:
- 10.06.2002
- Sunday
- Cactus
- Slip Away
- Slow Burn
- Afraid
- I've Been Waiting For You
- I Would Be Your Slave
- I Took A Trip On A Gemini Spaceship
- 5.15 The Angels Have Gone
- Everyone Says 'Hi'
- A Better Future
- Heathen (The Rays)
Chamäleonische Wundertüte <br />
Wenn einer der berühmtesten und wandlungsfähigsten Musiker der Pop- und Rockgeschichte ein neues Album veröffentlicht, darf man erwarten, dass es weder wahllos noch eintönig klingt. DAVID BOWIEs "Heathen" hat 2002 diese Erwartung keineswegs enttäuscht. Wie sich der elektronisch angehauchte Opener 'Sunday' langsam aus seiner kühlen Starre löst, das verheißt Großes. Doch Bowie schlägt sogleich mit 'Cactus' den ersten Haken zu einem schrammeligen PIXIES-Song, auf den wiederum das melodramatische, melancholische 'Slip Away' folgt. 'Slow Burn' scheint an "Hours" anzuknüpfen, seine schwummrige Basslinie und Bowies typisch britischer, gefühlsbetonter Gesang passen sehr gut zu der an SUEDE erinnernden Gitarrenmelodie. Bewegter ertönt 'Afraid', dessen nervöser Rhythmus davon profitiert, dass sich der Künstler einst als "Earthling" in die Klanglandschaften des Drum N' Bass vorwagte und daraus nun reichlich verarbeitete Erfahrung in seinen angestammten Pop-&-Rock-Kosmos mitgenommen hat.
Vernebelt, verschliffen, darum aber noch lange nicht unknackig dröhnt danach sachte das nächste Stück ins Ohr, welches einmal mehr unterstreicht, warum DAVID BOWIE seit Dekaden der Ruf eines Chamäleons anhaftet. Auf 'I've Been Waiting For You' folgt mit 'I Would Be Your Slave' einer der ruhigsten und romantischsten Songs des Albums. Aus relativ wenig (einigen einsam klingenden Loops, einem unauffälligen Streicherteppich, einer schummrigen Basslinie) baut der Meister hier eine sehnsüchtige Stimmung auf, die vom Gesang freilich noch verstärkt wird. Abgeklärt wirken die Stücke auf "Heathen" irgendwie alle, reduziert auf das Wesentliche, geradlinig, selbstbewusst und nüchtern, doch dahinter steckt Gefühl. 'I Took A Trip On A Gemini Spaceship' klingt im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben, distanziert und spacig zugleich. Das größte Meisterwerk des Albums aber ist '5.15 The Angels Have Gone', hier passt einfach alles und wirkt klar, rein, nächtlich, melancholisch, vereinsamt und sinnierend. 'Everyone Says `Hi´' bietet klassische Bowie-Klänge, die an das das Frühwerk des Künstlers erinnern, und 'A Better Future' verquickt moderne Klänge mit klassischem Songwriting. Großes Gefühlskino strahlt zum Abschluss noch einmal beim Titeltrack 'Heathen (The Rays)' herauf, der teilweise waveig daherkommt, wo er an Bowies Produktion von IGGY POPs "The Idiot" erinnert. Das ist ein schöner Abspann für ein rundum gelungenes Werk.
Insgesamt ist "Heathen" eher ruhig und unspektakulär gehalten, entwickelt vielleicht aber gerade darum seine zeitlose Tiefe, die es als ein reifes Album ausweist. Unterstützt wird dies vom kongenialen Sound der überaus gelungenen Produktion, für die überwiegend Bowie selbst und sein langjähriger Kreativpartner Tony Visconti verantwortlich zeichnen. Als Gastgitarristen sind Pete Townshend (THE WHO) und Dave Grohl (FOO FIGHTERS) zu hören. Trotz aller Abwechslung klingt "Heathen" deutlich gediegener, durchdachter, weniger sperrig als das nachfolgende Album "Reality". Wer sich die Special Edition geleistet hat, wird zudem mit einem MOBY-Remix von 'Sunday', einem AIR-Remix von 'A Better Future', einer Neueinspielung von 'Conversation Piece' und einer 1979er Aufnahme des Klassikers 'Panic In Detroit' auf einer weiteren CD belohnt.
Anspieltipps:
Sunday, Slow Burn, I Would Be Your Slave, 5.15 The Angels Have Gone.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz