EVOCATION - Illusions Of Grandeur
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2012
Mehr über Evocation
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 21.09.2012
- Illusions Of Grandeur
- Well Of Despair
- Divide And Conquer
- Perception Of Reality
- Metus Odium
- I'll Be Your Suicide
- Crimson Skies
- Into Submission
- The Seven Faces Of God
- Final Disclosure
Die Schweden bringen Elchtod-Traditionalisten und Melo-Deather an einen Tisch!
Wenn eine Band in unserem Soundcheck mit relativ klassischem Death Metal in einem bärenstark besetzen Monat, wie dem September 2012 einen Treppchenplatz holen kann, dann will das etwas heißen, tummeln sich derartige Genrevertreter ob der empfindlichen Öhrchen unserer Plüsch- und Prog-Fraktion ansonsten doch eher im letzten Drittel des Feldes.
Was ist es also, das EVOCATION in den Lauschern unserer Feingeister über Walzenmörtler wie SINISTER oder Vernichtungsorgien der Marke CANNIBAL CORPSE erhebt? Nun, eines ist sicher: Nachvollziehbare, eingängige Leadmelodien auf den Gitarren sind ein Trumpf, den die Schweden hier regelmäßig ausspielen. Schon beim Opener 'Illusions Of Grandeur' übertreffen sich die beiden Axtschwinger Vesa Kenttäkumpu und Marko Palmén mit fesselnden Leads, die ihnen erst einmal jemand nachmachen muss.
Danach wird das Tempo mit 'Well Of Despair' und vor allem mit 'Despair And Conquer' nochmals gedrosselt, und wir geraten langsam aber sicher in ein stampfendes, hymnisches Fahrwasser, das die Band dann dem puren Death Metal doch ein Stück weit entrückt. Der eine oder andere passionierte Death-Metal-Fan wird hier ob der eingängigen Art der Melodieführung und ob des plakativen Faustfaktors im Stile des alten Teutonenmetals schon gewisse Zweifel bekommen, ob er hier denn noch zu Hause ist.
Obwohl ich diese stilistische Ecke sehr schätze, legt sich die Stirn dann doch ein wenig in Falten, denn an sich war EVOCATION für mich bisher weitaus mehr eine große Hoffnung für den von mir so sehr verehrten klassischen schwedischen Death Metal als ein Türöffner in Richtung Mitgrölstahl. So ist es dann auch sehr erfreulich, dass die Band mit 'Perception Of Reality' wieder die Kurve in Richtung der eigenen Wurzeln kriegt. Das Tempo wird merklich angezogen, das Mitsingpotential reduziert, die Riffs walzen mehr als die Leads hüpfen und auch gesanglich lässt Meister Tjompe den Hammer ordentlich kreisen. Bei 'Crimson Skies' bewegen wir uns im Dreieck zwischen späten CARCASS, mittleren HYPOCRISY und AT THE GATES, allerdings ein gutes Stück eingängiger und zugänglicher.
Die Erklärung, warum EVOCATION also bei uns im Soundcheck so sehr eingeschlagen hat, ist damit recht einfach zu finden: Die Band ist auf ihrem vierten regulären Studioalbum einfach weit genug von der Brutalität des reinen Death Metals entfernt, um die Zartbesaiteten nicht zu verschrecken, aber immer noch heavy und fies genug, um auch den Prügelknaben der Redaktion nicht zu luschig zu wirken. Ein Bindeglied zwischen UNLEASHED, AMON AMARTH und HYPOCRISY? Vielleicht. Jedenfalls handelt es sich bei den Jungs aus Borås im Jahre 2012 um eine Band, die Elchtod-Traditionalisten und Melodic-Death-Fans gleichermaßen ansprechen kann, ohne dabei ihre Identität aufzugeben. Das ist eine bärenstarke Leistung, auch wenn mir EVOCATION in der archaischeren Variante noch besser gefallen hat.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 9/12
Gruppentherapie
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle