FATES WARNING - Darkness In A Different Light
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2013
Mehr über Fates Warning
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Inside Out (EMI)
- Release:
- 27.09.2013
- One Thousand Fires
- Firefly
- Desire
- Falling
- I Am
- Lighthouse
- Into The Black
- Kneel And Obey
- O Chloroform
- And Yet It Moves
Eine Minuskritik zum neuen Album.
Drama! Ich kann mit dem neuen FATES WARNING-Album "Darkness In A Different Light" leider nicht viel anfangen. Und ich zähle mich zu einem glühenden Verehrer aller FATES WARNING-Scheiben ab "Perfect Symmetry". Dementsprechend hoch war die Erwartungshaltung, denn neun Jahre Wartezeit auf eine solche Göttergabe wie "FWX" sind enorm lang. Während dieser Zeit hat sich Jim Matheos mit OSI jedoch ein zweites absolut faszinierendes Standbein aufgebaut, welches ich Stand 2013 als absolut ebenbürtig erachte. Und dennoch stellt der Zeitpunkt des Einleges einer neuen CD von FATES WARNING alles zurück auf Null. Es wird ein neues Kapitel geschrieben werden, das mich wieder von Neuem komplett in den Bann zieht und faszinieren wird.
Denkste! Circa einen Monat später sind die in der Zeit durchlebten Gefühle wie Verwirrung, Enttäuschung und Wut einer gewissen rational-unterkühlten Ernüchterung gewichen. Denn es ist genau das Gefühl, welches "Darkness In A Different Light" auf mich ausstrahlt. "Darkness In A Different Light" ist übersetzt grau. Das grau eines 50iger-Jahre DDR-Plattenbaus nämlich. Bislang hat mich FATES WARING immer zutiefst berührt, aber warum dies heuer nicht mehr der Fall ist, ist jetzt meine schwierige Aufgabe, herauszuarbeiten.
Ich denke, was mich am meisten von Zugang der Musik fernhält, ist der Sound der Scheibe. Sie ist sehr hart und kantig produziert. Fast könnte man meinen, man hätte hier ein Schlagzeuger-Album vorliegen. Der neue Mann hinterm Kit, Bobby Jarzombek, hat einen viel kraftprotzigeren Stil als sein Vorgänger Mark Zonder, der sein Set eher feinfühlig gestreichelt und die Musik eher mit seiner versierten Beckenarbeit verziert hat. Hier hat man eigentlich keine Chance, dem Schlagzeug zu entkommen. Bassdrum und Snare bollern alles weg, dazu gibt es eine endlose Fülle an Breaks, Fills, Zusatzschlägen, die mich total unruhig, hibbelig, unkonzentriert und fahrig werden lassen. Seltsam, ich finde so etwas ja normalerweise echt toll, meistens kann es mir nicht genug proggen, aber bei FATES WARNING gelten für mich erstaunlicherweise andere Regeln. Vielleicht, weil die Band für mich über Jahrzehnte fast etwas ganz Besonderes darstellt. Doch hier stopfen Matheos, Aresti und Vera wirklich jede erdenkliche Soundlücke mit ihren brachialen Klampfensounds zu, so daß ich das Gefühl habe, an der Musik zu ersticken. Was kann nun ein Ray Alder tun, ein Sänger, dessen größte Stärke für mich in der Intonation von gefühlvollen, emotionsgeladenen Melodien liegen? Genau, er muss dagegen halten. Oft geht er dabei dann entweder unter, deswegen kann ich mir auch kaum eine Gesangsmelodie im Kopf behalten, oder er muss dagegen schreien und das gefällt mir nicht.
So viel zur globalen Betrachtung. Kommen wir nun zu den einzelnen Songs: Der sperrige Opener 'One Thousand Fires' verbarrikadiert mir eigentlich schon das Tor in dieses Album, auch nach dem x-ten Durchlauf komme ich einfach nicht rein. Verwirrend, unmelodisch, atonal. Danach kommt dann schon der beste Song 'Firefly', fünf Meter tiefer gestimmte Gitarren beim Anfangsriff zwar, aber eine sehr schöne Melodie im Refrain, die mal kurz andeutet, wie wunderbar das alles sein könnte. Das recht eingängige 'Desire' empfinde ich für FATES WARNING-Verhältnisse kompositorisch erschreckend mittelmäßig, im zweiten Teil des Tracks muss Alder dann wieder gegen eine Soundwand schreien. Das sehr schöne 'Falling' gibt mal eine kurze Atempause, kurz kommt FATES WARNING-in-Höchstform-Feeling auf, aber in einer solchen Verfassung hätten die Jungs daraus einen richtigen Songs gemacht und nicht nur ein Zwischenspiel. Sehr schade. Das viel zu harte 'I Am' verheddert sich dann komplett in den Eisenhaken progmetallischer Versatzstücke. Matheos hat vermutlich viel TOOL gehört, verkennt aber, dass seine Mannschaft absolut nicht das Feeling für die Rhythmen und Grooves hat, die eine solche Musik braucht. Das Stück geht komplett in die Hose. Dann 'Lighthouse'. Obwohl dieses ruhige Stück am ehesten das erfüllt, was ich eigentlich von der neuen FATES WARNING erwartet habe, ist es auch das, was mich am meisten ärgert. Es enthält ein paar wirklich zu Herzen gehende Zeilen und baut auch langsam die Spannung auf, aber es stagniert nach einer Zeit. Die Band, die 'Monument', 'The Eleventh Hour' und 'Heal Me' geschrieben hat, bekommt es tatsächlich nicht gebacken, dieses vielversprechende Stück zu etwas wirklich Großartigem zu machen. Hier hätte man ein Riesenepos schreiben können, stattdessen hört man nach fünf Minuten und einer Ministeigerung unvermittelt auf. 'The Lighthouse Waits For You', sagt Alder am Schluss. Ich warte jedoch endlich mal auf einen Geistesblitz, und ja, 'Into The Black' fängt tatsächlich sehr cool an, will ein legitimer Nachfolger des für diese Welt zu tollen 'Another Perfect Day' sein, doch als wäre sein Titel eine Prophezeiung entschwindet der "perfekte Tag" in eine schwarze Dunkelheit. Man verliert sich in Breaks und überflüssigen, nichtssagenden Tapping-Quietschsoli, dazu ein weiterer Mittelklasserefrain. Enttäuschend. Die nächsten beiden Songs wollen dann wieder TOOLen und, ganz ehrlich, meine lieben Freunde und Kollegen, beim letzten Longtrack 'And Yet It Moves' habe ich bis jetzt bei jedem Durchlauf nicht mehr wirklich den Nerv gehabt, mich da reinzufuchsen. Ob im Auto, am Kopfhörer, auf der heimischen Anlage, am Arbeitsplatz, auf der Berghütte oder am Badesee. Am Ende hab ich immer Kopfschmerzen. Und die tun weh. Es ist doch FATES WARNING, meine Lieblingsband...
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Thomas Becker