MARILLION - An Hour Before It's Dark
Mehr über Marillion
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- earMUSIC (Edel)
- Release:
- 04.03.2022
- Be Hard On Yourself
- Reprogram The Gene
- Only A Kiss
- Murder Machines
- The Crow And The Nightingale
- Sierra Leone
- Care
Immer noch eine Bank.
"An Hour Before It's Dark" ist das mittlerweile 19. Studioalbum von MARILLION in der nun auch schon 40-jährigen Karriere der Briten. Das alleine zeigt schon Konstanz, was von dem Fakt, dass die Besetzung sich seit dem Einstieg von Steve Hogarth 1989 nicht mehr geändert hat, nur noch unterstrichen wird. Das Quintett zeigt dabei auf jedem Album, das es nicht im eigenen Saft schmort, sondern sich fortwährend entwickelt, auch wenn man es sich seit "Sounds That Can't Be Made" im melancholischen Art Rock etwas bequem gemacht hat. Dies ist auch auf dem neuesten Streich "An Hour Before It's Dark" der Fall.
Und ganz ehrlich, die ersten Spins gestalten sich etwas schwierig. Mir wird schnell bewusst, dass das gar nicht so sehr an der Musik liegt, sondern an der Tatsache, dass "An Hour Before It's Dark" Aufmerksamkeit einfordert, die ich bei mittlerer Lautstärke, ohne Kopfhörer und während der Arbeitszeit der Platte nicht geben kann. Lediglich das relativ eingängige 'Murder Machines' schafft es hier etwas Eindruck zu hinterlassen. Und wer bei der Textstelle 'Tested positive - no antibodies - no vaccine - no escape' glaubt, dass hier CoVid-19 seine Spuren hinterlassen hat, sollte genauer hinhören, denn die mörderischen Maschinen sind wir Menschen und die Erde ist das Opfer.
Wenn man dem Werk dann aber endlich die Aufmerksamkeit zukommen lässt, die "An Hour Before It's Dark" braucht, entfalten sich auch die restlichen Songs nach und nach. Bei 'Reprogram The Gene' scheint das Thema Geschlechtsidentität angeschnitten zu werden ('I don't want to be a boy, I don't want to be a girl'), doch auch hier entpuppt sich der Song als Nummer über Umweltschutz, bei der auch Greta Thunberg Thema ist. Neben aller textlichen Finesse, ist es aber auch musikalisch unglaublich spannend arrangiert. Natürlich schwingt hier immer eine große Portion Melancholie mit, aber das Thema ist eben auch ernst.
Die positive Geschichte hört auf 'Sierra Leone' und erzählt die Geschichte des zufälligen Diamantenfunds und wie dieser die Welt des Finders verändert. Und nein, er wird nicht reich und kauft sich einen Ferrari. Die verwendete Symbolik zeigt einmal mehr, was für ein toller Texter Hogarth ist. Ein toller Sänger ist er zudem, denn was er hier und auf dem Album insgesamt an Emotionen transportiert, ist wieder einmal sagenhaft. Dazu kommt dann noch ein wunderbares, weinendes Rothery-Solo und alles ist gut.
Das abschließende 'Care' enhält die Textstelle 'An Hour Before It's Dark' und ist so quasi der Titeltrack und ist mit etwas über 15 Minuten auch die längste Nummer. Ich bin nicht so der Fan der anfänglichen, elektronischen Spielereien, aber auch hier ist der Song wieder ein wunderbares Beispiel für kreative Kompositionskunst.
Bisher scheint mir "An Hour Before It's Dark" zwar nicht an die lezzten beiden Werke hinan zu kommen, aber da sowohl "F E A R" als auch "Sounds That Can't Be Made" sich erst über Zeit kmplett entfalten konnten, ist dieses Urteil natürlich mit großer Vorsicht zu genießen. Fans greifen aber so oder so zu.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk