STRANGER VISION - FAUST Act 1: Prelude To Darkness
Mehr über Stranger Vision
- Genre:
- Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Wasteland Records
- Release:
- 08.11.2024
- Prologue In Heaven
- Strive
- Nothing Really Matters, feat. James Labrie (DREAM THEATER)
- Look Into Your Eyes
- Two Souls, feat. Angelica Patti
- Prologue Of John
- In Principium
- Dance Of Darkness
- The Covenant
- Carpe Diem
- Fly
- New Life
Etwas frei nach Goethe: Hier bin ich Mensch und darf Musik erschaffen.
Schon mit dem Debütalbum "Poetica" (2021) und dem Nachfolger "Wasteland" (2022) hat mich STRANGER VISION überzeugt. Bei ihrem neuen Konzept-Album "FAUST Act 1: Prelude To Darkness" will uns die Band Goethes "Faust, 1. Akt" musikalisch näherbringer. Nun ja, etwas Skepsis macht sich da bei mir doch breit, denn ich bin nicht gerade der größte Goethe- und schon gar nicht Faust-Fan. Sorry an alle, die den Meister und seine Werke verehren. Dazu kommt, dass ich so gar keine Vorstellung davon habe, wie STRANGER VISION diese Geschichte umsetzen könnte. Brav in einem Theater sitzend und der musikalischen Erzählkunst lauschend?
Das - mit Verlaub hervoragende – opernhaft-theatralische Intro 'Prologue In Heaven' lässt ja fast darauf schließen. Aber da haben uns die Herren auf eine kleine falsche Fährte geführt, denn schon bei 'Strive' gibt es direkt knallhartes Drummming und erstklassiges Gitarrenriffing auf die Ohren, sowie einen Ivan Adami, der gesangstechnisch eine Power an den Tag legt, die ihresgleichen sucht. Öha, das ist ja mal gleich der erste Banger. 'Nothing Really Matters' schaltet geschwindigkeitstechnisch einen kleinen Gang runter, hier können wir uns zusätzlich am Gesang von James Labrie von DREAM THEATER erfreuen. Dazu astreine, epische Gitarrenriffs. Der Song endet ein wenig abrupt, wie auch das nachfolgende, rasant-treibende 'Look Into Your Eyes'. Wieder diese Gitarren! Und "Drumming, Baby, Drumming!" Ich muss es wieder einmal sagen: Für mich als Drum-Fan ist dieser Goethe ein gefundenes Fressen!
'Two Souls' wartet mit überrraschenden Wechseln auf. Erst der balladeske Beginn mit Klavier und Angelica Patti ganz gefühlvoll am Gesang. Dann der Wechsel zu Rasanz und dem rauen Organ von Ivan, das einem schonmal leichte Schauer über den Rücken treibt. Dazwischen immer wieder Angelica Patti auch im Duett mit Ivan, rasantes Drumming und ebenso rasende Gitarrenarbeit, danach wieder der Wechsel zur Ballade, bevor der Song mit einem neuerlichen Wechsel zu Härte endet. Schon sind wir beim klassisch angehauchten, instrumentalen Zwischenspiel 'Prologue Of John' angelangt, das nach knapp einer Minute sehr abrupt endet und quasi den zweiten Teil des Albums einleitet.
Beim eindringlichen 'In Principium' wird die Melodie des Zwischenspiel in leicht abgeänderter Form wieder aufgegriffen. Auch hier wieder starker Gesang, der unter die Haut geht und abermals ein Gitarrensolo von Riccardo Toni, das einen nur staunen lässt. Das freudige Staunen geht übrigens mit dem geilen Anfangsdrumming von 'Dance of Darkness' direkt weiter, hier macht sich auch der Bass mal richtig bemerkbar. Zum schnellen, treibenden Double-Bass-Getrommel hören wir Ivan, der hier einfach alles gibt und zeigt, was in ihm steckt. Dieser Track, teilweise schon fast mit Sprechgesang, bohrt sich ins Hirn und setzt sich darin fest. Gänsehaut!
Auch 'The Covenant' ist ein getragenes, instrumentales Zwischenspiel, das mit einer Art Choral endet – allerdings wieder sehr abrupt. Nochmal schnell und mit wuchtigem Drumming geht es bei 'Carpe Diem' zur Sache. Natürlich darf auch hier das geniale Gitarrenriffing nicht fehlen und die raue Stimme von Ivan verleiht diesem Song den besonderen Touch: "Carpe diem and I condemn my soul for evermore!" Was der Teufel zum Schluss von sich gibt, entzieht sich leider meiner Kenntnis, hört sich aber nicht sehr vertrauenerweckend an. Der vorletzte, rockige Track 'Fly' hat noch einmal perfekte Gitarrenriffs auf Lager, zeigt Ivan wieder mit einer anderen Stimmfärbung und endet mit Refrain und tollem Chor. Bleibt noch das kurze, getragene Klavier-Outro 'New Life', das zusammen mit dem Intro zehn bemerkenswerte Tracks einschließt und "FAUST Act 1: Prelude To Darkness" wunderbar abrundet.
Mein Fazit: Auch wer nichts mit Goethes Faust am Hut hat, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen. Kraftvolle Melodien, Gitarrenarbeit vom Feinsten, Drumming, das nur begeistert und Gesang, der einfach unter die Haut geht. Ein facettenreiches Gesamtkunstwerk, das STRANGER VISION erschaffen hat und das es verdient, in einem Amphitheater aufgeführt zu werden. Oder wenigstens in einem Schlosshof, wie im Video zu 'Strive'.
Fly
https://www.youtube.com/watch?v=-lacVqguYOA
Nothing Really Matters, feat. James Labrie (DREAM THEATER)
https://www.youtube.com/watch?v=jg3XmzGswmY
Strive
https://www.youtube.com/watch?v=HoVoyUtzvmc
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer