Perlen der Redaktion: Pia-Kim Schapers Highlights 2020
22.01.2021 | 10:44Ein Jahr voller Highlights und Neuentdeckungen!
Was für ein starkes Release-Jahr liegt da hinter uns! Eine starke Veröffentlichung jagte die nächste und an der Spitze meines Top-20-Rankings wurde es verdammt eng.
Zum Glück. Denn Musik hilft mir und bestimmt auch vielen anderen, die dieses Online-Magazin lesen, durch schwierige Zeiten. Und 2020 war für alles, was die Pandemie auslösen konnte, etwas dabei - Releases, die nachdenklich machen, fokussieren, Ärger rausschreien oder einfach komplett ablenken und die gute Laune wieder rausholen. Vielen Dank an alle Bands da draußen, die in dieser Zeit Alben und Songs veröffentlicht haben!
Wer unsere "Pommesgabel"-Jahresrückblick-Folge gehört hat, weiß, dass ich mich für mein Album des Jahres zwischen zwei Releases eigentlich nicht entscheiden kann. Letztlich fällt die Wahl für mich auf CURRENTS' Output "The Way It Ends", was einzig und allein daran liegt, dass ich die Band schon länger kenne und höre. Die EP "I Let The Devil In" machte mich auf diese Band aufmerksam und das Vorgängeralbum "The Place I Feel Safest" konnte mich ebenfalls überzeugen.
"The Way It Ends" kommt mit so vielen Hits daher, dass ich mich kaum entscheiden kann, wo ich anfangen und wo - bzw. ob - ich aufhören möchte. Das Ohrwurmpotenzial ist zum Glück hoch genug, dass die Songs noch lange nachklingen. Die Metalcore-Combo zeigt, dass sie mit dem Vorgängeralbum den eigenen Sound gefunden hat und nun konsequent fortführt.
Selten schafft es ein Album, mich ab der ersten Sekunde zu begeistern und diese Begeisterung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Aber bereits bei den ersten Tönen von "The Path", dem neuen Album von FIT FOR A KING, war klar, dass dieses Album von nun an ständig laufen wird. Musikalisch ist die Band ziemlich genau in der Mitte von Death Metal und Metalcore zu verorten und weiß somit meine beiden Fanherzen zu vereinen.
Songs wie 'Annihilation', 'Locked In My Head' und der Titeltrack finden die perfekte Mischung aus Härte und Melodie. Leider vermochte mich der Backkatalog von FIT FOR A KING nicht ausreichend zu überzeugen, um diese Band noch häufiger in meinen Playlists laufen zu lassen. Dennoch: Mit "The Path" haben die US-Amis ein ordentliches Brett abgeliefert, das mich von vorne bis hinten begeistert und ein Paradebeispiel für meinen momentanen Musikgeschmack ist.
Hinter dieser Fast-Doppelspitze reihen sich die Alben ebenso knapp in ihre Platzierungen ein. IN HEARTS WAKE schafft es aufs Treppchen, weil es der Band gelungen ist, mit "Kaliyuga" ein derart vielseitiges Album zu schaffen, dass einem beim Hören alles werden kann, aber nicht langweilig. Dennoch passen die Songs - jeder auf seine Art - gemeinsam auf dieses Album und schaffen eine Rundreise durch die modernen Spielweisen des Metals.
Die Nachricht, dass ESKIMO CALLBOY und Sänger Sebastian "Sushi" Biesler sich trennen, hat zum Jahresbeginn tatsächlich nicht überrascht. Auf dem 2019 veröffentlichten Album "Rehab" zeigte sich, dass die unterschiedlichen Auffassungen, in welche Richtung es musikalisch gehen solle, sich nicht mehr befriedigend vereinbaren lassen. So übernahm nach einem Casting Nico Sallach von TO THE RATS AND WOLVES den Posten des Sängers bei EC und Sushi gründete GHOSTKID - mit Mitgliedern von TO THE RATS AND WOLVES, die Anfang 2020 ihre Abschiedstour spielten.
Mit 'Start A Fight' kam das erste Lebenszeichen. Und was für eins! Die bockstarke Nummer zeigt, dass es musikalisch Richtung Nu Metal der 2000er geht; Sushi bestätigt in unserer Podcast-Folge, dass die musikalischen Vorbilder bei SLIPKNOT, KORN und MARILYN MANSON zu finden sind. Die weiteren Songs auf dem selbstbetitelten Debüt lassen eine gewisse Vielseitigkeit aber nicht vermissen. Natürlich führt Sushis markante Stimme durch das Album, doch mal geht es melancholisch zu ('You & I'), mal balladesk ('Cold World') oder nachdenklich ('Sharks'). Mit 'This Is Not Hollywood' werden metallische Hörgewohnheiten verlassen, was aber in erster Linie eines zeigt: GHOSTKIDs Vielseitigkeit als Künstler.
Meine Top 5 werden abgerundet von LONG DISTANCE CALLING mit "How Do We Want To Live?". Wie keine andere Band schafft es LDC, mich zu fokussieren. Ohne Gesang transportiert sie dennoch das Konzept des Albums. Zugegeben, hier helfen natürlich die Voice-Samples nach, die ziemlich deutlich machen, dass es hier um AI geht, künstliche Intelligenz.
Wie die bisherigen Alben passt auch "How Do We Want To Live?" nicht zu jeder Stimmungslage. Wenn es aber passt, dann richtig! Und so war auch dieses Album ein Output, das recht häufig von vorne bis hinten durchgespielt wurde.
Auf den weiteren Plätzen der Top 10 machen es sich die Newcomer THE NUMBER ZERO gemütlich, die 2020 ihr abwechslungsreiches, recht poppiges Erstlingswerk veröffentlicht haben. Darauf folgt mit ESKIMO CALLBOY eine Band, die es in diesem Sommer geschafft hat, mit 'Hypa Hypa' den Corona-Blues wegzufegen. Das vertrackte, aber gleichzeitig verspielte "Black Heart" von WITHIN THE RUINS konnte mich ebenso nachhaltig begeistern wie "Guardians von AUGUST BURNS RED, das wieder mal durch das außergewöhnliche Gitarrenspiel JB Brubakers besticht. Zu guter Letzt reiht sich THE GHOST INSIDE mit dem selbstbetitelten Debütalbum ein, das nur so vor Lebensfreude strotzt.
Ich hatte das Glück, 2020 wenigstens ein Konzert besucht zu haben: CROSSFAITH hat im Logo in Hamburg gespielt, das unter der Woche brechend voll war mit ausrastenden Menschen. Eine große Party, auf die dann eine lange Flaute folgte, die mit einigen Streams immerhin erträglich gemacht wurde. So hat ESKIMO CALLBOY zweimal im Rahmen einer Magenta-TV-Veranstaltung gespielt, andere Bands wie THE NUMBER ZERO streamten eigenständig auf YouTube.
Gefühlt wurden 2020 mehr und wesentlich bessere Musikvideos veröffentlicht als in den Jahren zuvor, in denen von mir eher ungeliebte Lyrik-Videos langsam aber sicher Überhand genommen haben. So unsicher es ist, wann Konzerte wieder stattfinden können, so sicher ist, dass wir dort alle ausgehungert hingehen werden und Live-Musik wieder im angemessenen Maße schätzen werden. Sobald es wieder losgeht, kracht es richtig!
Abschließend möchte ich noch meine persönlichen Neuentdeckungen und Newcomer erwähnen: Ende 2019 habe ich TORMENTS aus Stockholm, Schweden live gesehen als Opener für ADEPT. Daraufhin lief die Debüt-EP "Endless Waves" bis weit ins Jahr 2020 hinein und fand mit Songs wie 'Our Demise' den Weg in zahlreiche Playlists. Gerade dieser Song zeigt das Potenzial und den Mut, den diese Band bereits so früh hat: Auf zehn Sekunden Vollgas mit Screams und einem schnellen Riff folgt direkt die Blaupause mit atmosphärischen Synthie-Klängen. Stark! 2020 hat sich dann AS EVERYTHING UNFOLDS als mein Newcomer des Jahres herauskristallisiert. Vertrackt-melodische Gitarrenriffs treffen hier auf die Ausnahmestimme von Charlie Rolfe, die sowohl mit vielseitigen Screams als auch mit Klargesang mehr als überzeugt.
So manches Mal entdeckt man Bands für sich, die bereits seit vielen Jahren existieren. Das Schöne daran: Man kann sich direkt durch den Backkatalog hören und hat eine schier endlose Auswahl an "neuen" Songs. Mir ist das 2020 gleich dreimal passiert, zuerst mit der finnischen Spaßkombo ONE MORNING LEFT, die Metalcore mit typisch finnischem Gitarrensound mischt. Dann mit ATLAS, die progressiver, vertrackter und melancholischer unterwegs sind. Das Highlight kam zum Jahresende mit ANNISOKAY, deren 2018er Album "Arms" es, wäre es dieses Jahr erschienen, locker auf meinen Platz 1 geschafft hätte.
Umso besser für mich, dass gleich im Januar das neue Album "Aurora" erscheint, gefolgt von Releases von DREAMSHADE ("A Pale Blue Dot", 05.03.2021), AS EVERYTHING UNFOLDS ("Within Each Lies The Other", 26.03.2021) und ONE MORNING LEFT ("Hyperactive", 21.05.2021).
Rang |
Band | Album |
01. | Currents | The Way It Ends |
02. | Fit For A King |
The Path |
03. | In Hearts Wake |
Kaliyuga |
04. | Ghostkid | Ghostkid |
05. | Long Distance Calling |
How Do We Want To Live? |
06. | The Number Zero |
In A Dream, In A Nightmare |
07. | Eskimo Callboy |
MMXX |
08. | Within The Ruins |
Black Heart |
09. | August Burns Red |
Guardians |
10. | The Ghost Inside |
The Ghost Inside |
11. | Dark Tranquillity |
Moment |
12. | Hatebreed |
Weight Of The False Self |
13. | Mitochondrial Sun |
Sju Pulsarer |
14. | The Ocean |
Phanerozoic II |
15. | Soilwork |
A Whisp Of The Atlantic |
16. | Imminence |
Turn The Light On |
17. | Jaded Star |
Realign |
18. | Bury Tomorrow |
Cannibal |
19. | Like Moths To Flames |
No Eternity In Gold |
20. | Dead End Diaries |
Balance Breach |
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper