Perlen der Redaktion: Tobias Dahs' Highlights 2025
27.12.2025 | 19:20Neues Jahr, neue Bestenliste, doch dieses Mal habe ich meine Top 20 vielleicht so oft umgeworfen und neu sortiert wie noch nie zuvor. Einerseits spricht das für eine durchaus große Qualitätsdichte, andererseits eben auch dafür, dass kein Album sich klar als mein persönlicher Liebling etablieren konnte. Vielmehr war es ein Jahr der verschiedenen musikalischen Phasen, in dem immer andere Langspieler für mehrere Monate meine Playliste dominiert haben. Welche das waren und was 2025 noch so für Highlights für mich im Gepäck hatte, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Passenderweise beginnen wir die Liste für das Album des Jahres dann auch praktisch chronologisch, denn den ersten Platz belegt auch das Album mit dem frühesten Release-Termin in meinen gesamten Top 20. Die Rede ist natürlich von THE HALO EFFECT und dem Langspieler "March Of The Unheard". Wer meine Rezensionen seit längerem verfolgt, der wird wissen, dass ich ein besonders offenes Ohr für Melodic Death Metal habe und schon das Erstwerk "Days Of The Lost" der schwedischen Supergroup um Ex-IN FLAMES-Mitglieder maßlos abgefeiert habe. Und auch der zweite Langdreher der Truppe aus Göteborg überzeugt auf ganzer Linie, wobei es weniger einzelne Hits sind, die mich langfristig gefesselt haben, sondern eher das Album in seiner Gesamtheit, denn Ausfälle sucht man hier vergeblich. Stattdessen bekommt man zwölf Tracks, die auch nach inzwischen weit über 50 Durchgängen nichts von ihrer Faszination verloren haben. Und so geht der Sieg am Ende auch verdient nach Schweden, auch wenn der Abstand zum Zweitplatzierten nur knapp war.
Dabei verlassen wir für diese Platzierung die metallischen Gefilde und springen stattdessen nach Australien, wo Roots-Rocker JOHN BUTLER mit "Prism" endlich wieder in die Spur gefunden hat. Seit ich den Gitarristen und Sänger erstmalig beim Live Earth Konzert gesehen habe, hat der urige und vielseitige Sound des Australiers einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Dank einiger persönlicher Krisen versuchte sich John zuletzt allerdings an instrumentalen Ambient-Sounds, was mir nicht restlos zusagte. "Prism" kehrt nun endlich zum beschwingt-funkigen Sound von Überalben wie "Sunrise Over Sea" zurück
und hat mir mit 'Going Solo', 'Leave The Rest To Earth', 'King Of California' oder 'So Sorry' zahlreiche Ohrwürmer eingepflanzt, die mich seit dem Release der Scheibe konsequent begleiten. Etwas härter rockt da schon der dritte Platz meiner Jahresliste, wobei ich selbst noch nicht ganz glauben kann, dass 'Futique' hier gelandet ist, hatten die Schotten BIFFY CLYRO mit ihren Alben doch sonst den Patz an der Sonne bei mir praktisch gepachtet. Irgendwie war der Nachhall des neuen Langspielers aber nicht so konsequent wie zuletzt bei "A Celebration Of Endings" oder "The Myth Of The Happily Ever After". Trotzdem hat die Platte mit 'Hunting Season', 'Shot One' oder 'True Believer' zahlreiche Hits im Gepäck und muss sich im Kontext der überragenden Diskografie nicht verstecken. Nein, auch 2025 bleiben die Schotten ein Garant für zeitlose und packende Rockmusik, wie sie sonst kaum eine Band dieser Tage spielt.
Packend ist dann auch ein guter Stichpunkt für den vierten Rang, wo sich COHEED AND CAMBRIA mit "Vaxis III: The Father Of Make Believe" eingenistet hat. Liebe auf den ersten Blick war es dabei zwischen der Scheibe und mir allerdings nicht, doch als sich erst einmal der Übersong 'Goodbye, Sunshine' in meinem Gehirn eingenistet hatte, erschloss sich auch der Rest dieses grandiosen Albums und drehte fortan konsequent seine Runden in meinem Player. Gleiches gilt auch für den Metalcore-Wuchtbrocken "Heimat" von HEAVEN SHALL BURN, mit dem die Truppe um Fronter Marcus Bischoff wieder einmal bewiesen hat, dass sie der König der deutschen Core-Landschaft ist. Insbesondere 'War Is The Father Of All' ist dabei eine Hymne zum Niederknien, die allerdings nur die Spitze des Eisbergs eines rundum gelungenen und fesselnden Albums darstellt, das übrigens auch lyrisch auf ganzer Linie abliefert. Gleiches gilt auch für Mark Tremonti, der mit "The End Will Show Us How" sehr früh im Jahr ein unfassbar packendes und mit Hits gespicktes Album abgeliefert hat, das für mich endgültig sichergestellt hat, dass TREMONTI trotz der Konkurrenz von ALTER BRIDGE und CREED mein liebstes Projekt des Amerikaners ist.
Auf Platz sieben folgt dann eine musikalische Überraschung, denn auch wenn HALESTORM eigentlich immer starke Alben abliefert, hätte ich nicht damit gerechnet, dass die Truppe um Lzzy Hale anno 2025 ein so grandioses Rockalbum abliefern würde, das den Spirit und Sound der Achtziger gekonnt mit der Gegenwart verheiraten würde. Allein der Titeltrack 'Everest' und 'Darkness Always Wins' sind einfach überragende Kompositionen! Danach geht es mit SPIRITBOX und "Tsunami Sea" weiter, wobei ich bis heute nicht weiß, wieso ich bis zu diesem Album gebraucht habe, um die schiere Macht der Modern-Metaller endgültig vollständig zu verstehen. Anders sieht das beim Amerikaner JASON ISBELL aus, dessen Songwriting-Fähigkeiten mich schon seit Jahren begeistern. Dass der meisterhafte Texter aber auch nur mit Akustikgitarre und Stimme so überzeugen könnte wie auf "Foxes In The Snow", war selbst für mich eine kleine Überraschung. THE HAUNTED rundet dann schlussendlich die Top 10 würdig mit einem Kracher von einem melodisch angehauchten Death-Metal-Brocken ab, der auf den Namen "Songs Of Last Resort" hört und nachhaltig meinen Player belegen konnte.
Und auch der Rest meiner Top 20 ist mit zahlreichen grandiosen Scheiben gefüllt, wobei manche wie das neuste TESTAMENT-Werk oder "Don't Sell Your Soul" von der MICHAEL SCHENKER GROUP vielleicht einfach noch etwas Zeit gebraucht hätten, um sich dann doch noch in die Top 10 vorzuschieben. Knapp gescheitert ist auf Platz 11 dagegen AVANTASIA, wobei Tobias Sammet für mein Ohr mit "Here Be Dragons" endlich wieder in die Hit-Spur zurückgefunden hat, während FRAGMENTS OF UNBECOMING mit "Dawnbringer" mein Underground-Highlight des Jahres abgeliefert hat.
Beim Song des Jahres dürfte es dann nicht überraschen, dass wir viele alte Bekannte aus den Alben-Top-20 wiedersehen. Eine Überraschung gibt es aber doch, denn APRIL ART konnte mit der Single 'Karma Is A Beach' auf ganzer Linie überzeugen und stellt vielleicht auch dank der Begeisterung meiner Tochter mit Sicherheit meinen meistgehörten Song des Jahres. Der Sieg geht dennoch an den unsterblichen Ohrwurm 'Goodbye, Sunshine' von COHEED AND CAMBRIA, während HALESTORM mit 'Everest' das Treppchen komplettiert. Nur knapp dahinter kommt JOHN BUTLER mit der überragenden Nummer 'Going Solo' ins Ziel, während AVANTASIA mit dem 'Here Be Dragons' endlich mal wieder einen Longtrack nach 'Let The Storm Descend Upon You' abliefert und verdient den letzten Platz meiner Top 5 füllt.
Für die Album-Enttäuschung des Jahres bedarf es nun erst einmal wieder eines kleinen Disclaimers: Die Nennung in dieser Kategorie heißt keinesfalls, dass wir es mit einem schlechten Album zu tun haben, sondern dass die jeweilige Scheibe einfach nicht meine hohen Erwartungen erfüllt hat. An wirklich schlechte Alben hatte ich in den meisten Fällen nämlich schlicht und ergreifend schon gar Erwartungen, weshalb diese dann auch nicht enttäuschen können. Und so geht der Titel dieses Mal an HELLOWEEN, denn während der selbstbetitelte Vorgänger bis heute seine Runden im Player dreht, empfand ich "Giants & Monsters" doch als nur solides Power-Metal-Futter mit vereinzelten Hits. Folgerichtig hat es die Scheibe dann bisher sogar nicht einmal in die heimische Sammlung geschafft.
In der Sektion Newcomer des Jahres bin ich dann allerdings die Enttäuschung, denn hier kann ich euch keine Namen nennen. Dabei habe ich anno 2025 eigentlich viele Bands neu für mich entdeckt, doch erfüllen tolle Modern-Metaller wie SETYOURSAILS oder FUTURE PALACE mit bereits mehreren Alben nicht die Kriterien, um in dieser Kategorie genannt zu werden. Dafür darf ich euch beim Artwork des Jahres "Heimat" von HEAVEN SHALL BURN erneut ans Herz legen, denn das von Eliran Kantor ist einfach nur eine Augenweide.
Bleibt eigentlich nur noch die Kategorie der besten Livebands des Jahres, wo mir die Entscheidung dieses Mal besonders schwer gefallen ist. Insgesamt 26 durchweg großartige Konzerte durfte ich erleben und alleine 15 davon hätten problemlos ihren Platz in den Top 5 verdient gehabt. Am Ende hat aber doch IRON MAIDEN das Rennen gemacht mit einer rundum großartigen Show in Gelsenkirchen, bei der von Setlist über Bühnendesign bis hin zur Performance der gesamten Band einfach alles gepasst hat. Minimal dahinter landet LINKIN PARK auf dem zweiten Rang, wobei die massive Hitzewelle, die das Konzert in Düsseldorf überschattete und zu einer sehr anstrengenden Angelegenheit gemacht hat, durchaus ihren Teil zur minimal schlechteren Einschätzung beigetragen haben könnte. Rein musikalisch war der Abend nämlich ein grandioser Trip in die eigene Jugend mit zahlreichen Gänsehautmomenten. Nach dem Sieg in der Album-Kategorie dürfen die Schweden THE HALO EFFECT dann auch auf dem Treppchen der Livebands nicht fehlen, denn selten habe ich so eine überragende Stimmung erlebt wie beim Tourstopp der Melodic-Deather in der Essigfabrik in Köln. Wenn das Publikum zum Ende hin noch minutenlang die Melodien des Outros mitsingt, dann ist Gänsehaut garantiert. Komplettiert werden meine Top 5 schlussendlich von JASON ISBELL, der nur mit Stimme und Akustikgitarre die Kölner Kulturkirche in seinen Bann ziehen konnte, während APRIL ART beim "Rock The Forest"-Festival auf ganzer Linie überzeugt hat.
Und damit sind wir auch schon wieder am Ende meiner kleinen Reise durch die vergangenen zwölf Musik-Monate angekommen. Bleibt mir eigentlich nur, euch allen viel Gesundheit und tolle Alben und Konzerte für das kommende Jahr zu wünschen. Sollte 2026 mit 2025 mithalten können, dann kann es eigentlich nur ein tolles Musikjahr werden!
|
Rang |
Band | Album |
| 01. | THE HALO EFFECT | March Of The Unheard |
| 02. | JOHN BUTLER | Prism |
| 03. | BIFFY CLYRO | Futique |
| 04. | COHEED AND CAMBRIA | Vaxis III: The Father Of Make Believe |
| 05. | HEAVEN SHALL BURN | Heimat |
| 06. | MARK TREMONTI | The End Will Show Us How |
| 07. | HALESTORM | Everst |
| 08. | SPIRITBOX | Tsunami Sea |
| 09. | JASON ISBELL | Foxes In The Snow |
| 10. | THE HAUNTED | Songs Of Last Resort |
| 11. | AVANTASIA | Here Be Dragons |
| 12. | MICHAEL SCHENKER GROUP | Don't Sell Your Soul |
| 13. | TESTAMENT | Para Bellum |
| 14. | BEFORE THE DAWN | Cold Flare Eternal |
| 15. | BEHEMOTH | The Shit Ov God |
| 16. | FRAGMENTS OF UNBECOMING | Dawnbringer |
| 17. | ALIEN WEAPONRY | Te Ra |
| 18. | RAGE | A New World Rising |
| 19. | SAOR | Amidst The Ruins |
| 20. | DARON MALAKIAN AND SCARS ON BROADWAY | Addicted To The Violence |
- Redakteur:
- Tobias Dahs





