Perlen der Redaktion: Walter Scheurers Highlights 2022
23.01.2023 | 22:37Auch wenn die Auswirkungen der Pandemie nach wie vor wie ein Schatten über uns hängen, ist vieles wieder "normal" gelaufen. Die Anzahl an hochkarätigen Veröffentlichungen hat (zumindest gefühlt) sogar noch weiter zugenommen, weshalb so manche "Perle" erst im Laufe der Zeit als solche entdeckt werden konnte.
Unter anderem auch, weil es ja doch auch wieder Konzerte gab, auf die man sich eben entsprechend mit neuem und gegebenenfalls auch reichlich altem Stoff vorzubereiten hatte. Und wenn dann auch noch so ungefähr 150 Bands zur Auswahl stehen, ist man doch einigermaßen gefordert. Aber man gönnt sich ja sonst nicht allzu viel...
Da bereits vor dem Jahreswechsel anzunehmen war, dass es wohl nichts mit einem gemütlichen und zur Familien-Tradition gewordenen Festival-Trip auf die schwäbische Alb werden würde, war das einzige Festival, dem ich beiwohnte, jenes auf dem "heiligen Acker" im hohen Norden Deutschlands. Die Karten dafür lagerten zu Hause und stammten an sich aus dem Jahr 2020. Damals waren sie als Geburtstagsgeschenk zum halben Jahrhundert meiner Wenigkeit gedacht und mussten ein eher trauriges Dasein in einer Schublade fristen. Doch im Sommer 2022 konnten sie eingelöst werden!
Auch wenn seit meinem letzten Besuch in Wacken 23 Jahre vergangen sind, war es ein wunderbares Erlebnis diesem - mittlerweile schlicht gigantischen - Event beizuwohnen. Dass eben dort mit Brian Downey’s ALIVE & DANGEROUS und ROSE TATTOO auch zwei meiner absoluten Konzerthighlights des Jahres über die Bühne gegangen sind, war nicht vorherzusehen, machte den "Ausflug" (ungelogen: Die etwas mehr als 1100 km lange Heimreise mit dem Auto dauerte über 20 Stunden, von denen wir fast acht am Stück im Stau in Hamburg verbracht haben...) umso legendärer.
Doch auch abseits dieses Mega-Festivals gab es endlich wieder feinste Live-Kost zu bestaunen. Unter anderem eine wahrlich sensationelle Comeback-Show von HELLOWEEN in Wien. Auf dermaßen höchst professionellem Niveau eine solche Spielfreude auf die Bretter zu legen, muss den Herrschaften erst jemand nachmachen. Hut ab! Den ziehe ich aber auch vor TOXIK, und im speziellen vor Drummer Jim DeMaria. Nicht genug, dass sich Jim ebenso wie seine Kollegen vollends verausgabte, der Kerl benötigte gerade einmal ein Bierchen, und ich glaube den Tausch zweier Becken, und er vermöbelte keine 25 Minuten danach sein Kit auch für HEATHEN. Definitiv das "Viech" des Jahres!
Selbstredend gab es aber auch auf Tonträger reichlich gelungenes Zeug zu bestaunen. Allen voran "The Gang's All Here", das neue Album der leider in den letzten Jahrzehnten nur mäßig beeindruckendes Material liefernden Herren von SKID ROW.
Doch nicht nur die Musik der Scheibe wusste vollends mitzureißen, seit langen Jahren auch wieder der Gesang. Der stammt von Erik Grönwall, dessen Gesundheitszustand sich zum Glück wieder dermaßen verbessert hat, dass er mit der Band auch wieder auf Tournee gehen kann. Warten wir ab, was da auf uns zukommt. Die Liaison scheint jedenfalls für beide Seiten überaus befruchtend zu sein. Yeah!
Ein wenig länger schon auf dem Weg der Besserung befindet sich QUEENSRYCHE. "Digital Noise Alliance" mag zwar immer noch nicht jener Klassiker sein, den man als Fan immer noch insgeheim von der Formation erhofft, doch auch in diesem Fall ist seit dem Einstieg des "neuen" Sängers Todd La Torre eindeutig zu erkennen, dass noch längst nicht Schicht im Schacht ist. Feines Zeug!
Einen offenbar ganz besonders langen und intensiven "weiteren Frühling" durchlebt MICHAEL SCHENKER. Auf "Universal" prangt deshalb auch keineswegs zu Unrecht das legendäre MSG-Logo. Dass mit der von Michael Kiske gesungenen DIO-Huldigung 'A King Has Gone' auch noch einer meiner Song-Favoriten des Jahres auf der Scheibe verewigt ist, spricht zusätzlich für dieses Werk. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der "Frühling" noch einige Zeit anhält!
Woran es genau liegt, weiß ich zwar auch nicht, aber 2022 zeigte, dass so einige altgediente Recken noch immer wunderbar in Form sind. Etwa THUNDER, deren Doppelalbum "Dopamine" kaum Wünsche übriggelassen hat. Aber auch BLACK SWAN (die "All-Star-Band" rund um Robin McAuley), THRESHOLD, CANDLEMASS, SATAN und CROWBAR vermochten erneut für feines Material zu sorgen.
Das trifft auch auf die Bands A-Z und KINGS OF MERCIA zu, die zwar beide neu und unbekannt sein mögen, auf Grund deren Besetzungen aber wohl nur wenig Verwunderung ob der Klasse der beiden Scheiben ausgelöst werden dürfte. So sind bei A-Z Ray Alder und Mark Zonder tätig, während Jim Matheos an der Seite von Joey Vera und Steve Overland bei den "KINGS" in die Saiten langt. Aber auch FATES WARNING Ur-Gitarrist Victor Arduini war aktiv. Zusammen mit einigen gestandenen Recken von PALE DIVINE hat er mit "Pathological" für das Newcomer-Werk des Jahres gesorgt (sofern man die Besetzung von MYTHOSPHERE als solche bezeichnen mag).
In der Kategorie "Newcomer" konnte weiters ELUSIVE GOD mit ungemein intensivem Doom überzeugen. Mir war bislang gar nicht bewusst, welche Perlen sich in der kroatischen Underground-Szene verbergen. Denn nicht nur dieses Trio konnte mich beeindrucken, auch "Road To Perdition", das dritte Album von KEOPS aus Zagreb hat es in sich. Allen voran die Bandhymne mit diesen packenden, dezent orientalischen Melodien!
Richtig lässig gerockt wurde auch auf "Ashes & Bones", dem dritten Album von DEVIL'S TRAIN. Vor allem der Opener 'The Devil & The Blues' und das nicht minder coole 'Rock & Roll Voodoo Child' haben es mir schwer angetan, weshalb sich "Lia" und seine Kollegenschaft damit auch gleich zweimal in meiner persönlichen "Song des Jahres"-Liste finden. Gratulation, die Herren! Aber bitte lasst uns nicht wieder so lange warten, okay?
Für unerwartet starkes Material haben auch die UK-Thrasher XENTRIX gesorgt, die mit "Seven Words" eines ihrer bislang stärksten Alben überhaupt veröffentlicht haben. Aber auch die Schweden TAD MOROSE und die immer noch ebenso abgedreht wie genial klingenden Herrschaften von BLIND ILLUSION haben überzeugt. Damit war nun wirklich nicht zu rechnen!
Durchaus dagegen mit sämtlichen Misstönen und sonstigen Negativschlagzeilen, die das Sport-Event 2022 mit sich brachte. Zumindest sportlich betrachtet gab es für die Zuseher bei der Fußball-WM in Katar aber sehr wohl einiges zu sehen.
Was uns für 2023 ins Haus steht? Keine Ahnung. Im Moment lässt sich nicht sehr viel voraussagen, außer, dass wir mit viel Pech am Ende dieses Jahres auch für Vinyl, CDs und sonstige Musikquellen wohl einen deutlich höheren Betrag zu berappen haben werden als aktuell.
Doch was auch immer da kommen möge, machen wir einfach das BESTE daraus, und widmen wir uns der Musik!
Und hier nun meine Top 20-Alben in der Übersicht:
Rang |
Band | Album |
1. | SKID ROW | The Gang's All Here |
2. | QUEENSRYCHE | Digital Noise Alliance |
3. | MSG | Universal |
4. | AVATARIUM | Death, Where Is Your Sting |
5. | THUNDER | Dopamine |
6. | DOOMOCRACY | Unorthodox |
7. | THRESHOLD | Dividing Lines |
8. | CANDLEMASS | Sweet Evil Sun |
9. | A-Z | A-Z |
10. | KINGS OF MERCIA | Kings Of Mercia |
11. | BLACK SWAN | Generation Mind |
12. | TAD MOROSE | March Of The Obsequious |
13. | EVERGREY | A Heartless Portrait |
14. | DEVIL'S TRAIN | Ashes & Bones |
15. | SATAN | Earth Infernal |
16. | GRANDE REVIVAL | Liberty Station |
17. | BLIND ILLUSION | Wrath Of The Gods |
18. | HÄLLAS | Isle Of Wisdom |
19. | CROWBAR | Zero And Below |
20. | XENTRIX | Seven Words |
- Redakteur:
- Walter Scheurer