Perlen der Redaktion: Mario Dahls Highlights 2019
24.01.2020 | 10:062019 war ein interessantes Jahr. Sowohl privat als auch in musikalischer Hinsicht. Es gab neu entdeckte Bands, die sich auf Dauer ins Gehirn gebrannt haben, es gab Bands, die mit ihren neuen Alben enttäuscht haben. Es gab fantastische Konzerte und Bands, die live sehr überrascht haben. Aber was will ich noch mehr, als dass meine beiden absoluten Lieblingsbands in einem Jahr neue Alben herausbringen?
Ich hab es ja schon in dem ein oder anderen Review geschrieben. Mein absolutes Lieblingsalbum im Jahr 2019 ist "The Harvest" von ENDSEEKER! Schon die ersten beiden Veröffentlichungen der Hamburger machten mich zum Fan der Truppe und es war klar, dass mich der neue Output überzeugen wird. Dieses Album ist für mich das Beste, das es in Sachen Old School Death Metal gibt. Intensiv, fetter Sound... genau das Richtige, wenn man manchmal Musik zur Aufmunterung oder einfach zum Frustabbau benötigt. Dass ich 2019 dann auch endlich in den Genuss gekommen bin, die Jungs live zu erleben (und das dann auch gleich zwei Mal), rundete das Jahr perfekt ab.
Auf den zweiten Platz des Jahres schaffte es dieses Mal eine Band, die ich zu Jahresbeginn gar nicht kannte: BEWITCHER. Durch Zufall sah ich das Cover von "Under The Witching Cross" bei Amazon Music und ich musste überlegen, ob ich Band und Album bereits kennen würde. Ich hörte es mir an und war sofort umgehauen. Das ist Satanic Speed Metal der Extraklasse. Dieses Rohe, dieses Dreckige und diese Wucht haben mich sofort erschlagen. Und wie der Zufall es so wollte, war BEWITCHER gleich zwei Wochen später mit VISIGOTH auf Tour und ich durfte in den Genuss kommen, die Truppe live zu sehen. Und für mich war sie an dem Abend sogar um einiges besser als der Headliner der Tour. Es gab in den letzten Monaten mehrere Veröffentlichungen im Black/Thrash oder Black/Speed Metal. Aber kein Album anderer Bands konnte mich so fesseln und mitreißen wie "Under The Witching Cross"! Lediglich "Beyond The Realm" von DIABOLIC NIGHT kommt in die Nähe dieser Wuchtbrumme.
Das Treppchen wird dann von meiner absoluten Lieblingsband voll gemacht: DESTRUCTION. Ich war sehr neugierig, als Schmier und Co. bekanntgaben, dass die Thrasher ab sofort als Quartett um die Welt reisen. Mit Damir Eskic wurde ein zweiter Gitarrist aufgenommen, der sich direkt auf Tour mit OVERKILL beweisen durfte. Ich durfte DESTRUCTION schon viele viele Male live sehen und es war immer stark. Aber der erste Auftritt als Quartett ließ mir die Spucke wegbleiben. Mann, war das geil. Unfassbar, wie dieser junge Kerl die Intensität eines DESTRUCTION-Konzertes nochmal steigen lässt! Da war natürlich klar, dass die Neugierde auf ein neues Album immer weiter stieg. Und die Neugierde wurde dann auch mehr als bedient. "Born To Perish" ist in meinen Augen das stärkste DESTRUCTION-Album seit Schmiers Rückkehr zur Band Ende der 90er Jahre. Viel besser geht es in meinen Augen in Sachen Thrash Metal nicht. Ich freue mich jetzt schon darauf, die neuen Songs endlich live erleben zu dürfen, wenn DESTRUCTION im Februar mit LEGION OF THE DAMNED, SUICIDAL ANGELS und FINAL BREATH auf Tour geht.
Wo ich gerade bei Konzerten und Tourneen bin: 2019 war ein Jahr mit wirklich fantastischen Konzerten. Die bereits genannten Konzerte sind aber nicht die einzigen Live-Erlebnisse gewesen, die mein Jahr 2019 geprägt haben. Und wenn ich es mir so richtig überlege... mein persönliches Konzert-Highlight war kein Metal-Konzert. Mein bestes Konzert des Jahres war tatsächlich das Konzert von PINK in Hannover. Eine solche Show habe ich noch nicht gesehen. Aber klar, je mehr Geld ein Künstler zur Verfügung hat, umso besser kann die Show werden. Ein weiteres Highlight und gleichzeitig auch das letzte Konzert im Jahr 2019 waren HYPOCRISY, ARCH ENEMY und AMON AMARTH. Konnte AMON AMARTH mich mit "Berserker" nicht vollends überzeugen (der anfängliche "Wow-Effekt" ließ bei mir bereits nach wenigen Hördurchgängen massiv nach), lieferten die Wikinger eine tolle Show ab (auch hier sieht man den finanziellen Unterschied zu anderen Bands). Die Konzert-Überraschung des Jahres war für mich aber ganz klar SHINEDOWN. Unfassbar, was für eine Energie da rüberkommt. Und Sänger Brent Smith ist so ein fantastischer Frontmann, so etwas habe ich höchstselten erlebt. Irgendwie musste ich bei dem Auftritt ständig darüber nachdenken, ob man sich so ungefähr gefühlt haben musste, wenn man Freddie Mercury live erleben durfte.
Es gab 2019 aber auch Enttäuschungen. Dazu zähle ich beispielsweise auch "Outstrider" von ABBATH. Denn nach seinem ersten "Solo"-Output habe ich für Nummer Zwei deutlich mehr erwartet und Langeweile bekommen. Die größte Enttäuschung musste ich jedoch bei einer anderen Band erleben. Und das sowohl auf CD als auch live. Die Rede ist von ALTER BRIDGE. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Solo-Ausflüge von Myles Kennedy (mit Slash) und Mark Tremonti (TREMONTI) sehr zu Lasten von ALTER BRIDGE gehen. Wer die Band in den sozialen Medien verfolgt, wird merken, dass die Alben seit Jahren so entstehen: Tourpause der Solo-Projekte und es geht mal eben schnell ins Studio um neue AB-Songs zu schreiben und aufzunehmen. Das Ergebnis nennt sich dann "Walk The Sky" und klingt unausgereift und nach dem, was es halt ist: ein Schnellschuss. Und auch live bekommt man die Änderung zu spüren. Auf der Tour mit SHINEDOWN hatte ich durchweg den Eindruck, dass dort keine Band mehr auf der Bühne steht, sondern lediglich vier Musiker, die zufällig die gleichen Songs spielen. Es fehlte die Interaktion untereinander. Und insbesondere Mark versprühte nicht diese Spielfeude, die er zuletzt auf seinen TREMONTI-Konzerten an den Tag legte.
2019 war aber auch ein Jahr fragwürdiger Veröffentlichungs- bzw. Preispolitiken einzelner Labels. Zum einen war da natürlich das neue TOOL-Album, dessen Veröffentlichung lediglich als teures Box-Set Fragen aufwarf. Mir persönlich aber ein noch größerer Dorn im Auge war das, was Nuclear Blast teilweise, nämlich bei VADER und MUNICIPAL WASTE, abgezogen hat. Beide Bands brachten 2019 EPs auf den Markt, die dann aber zum Preis eines vollen Albums angeboten wurden. Und das, obwohl VADER nur einen neuen Song anbieten konnte und MUNICIPAL WASTE gerade mal ca. zehn Minuten neue Musik liefern konnte. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzen wird und EPs wieder zum "normalen" Preis angeboten werden und nicht zum "Album-Preis".
Und hier meine Top 20 aus dem Jahr 2019. Mit einem Klick auf den Albumnamen gelangt ihr - soweit vorhanden - zur Rezension.
Rang | Band | Album |
01. | ENDSEEKER | The Harvest |
02. | BEWITCHER | Under The Witching Cross |
03. | DESTRUCTION | Born To Perish |
04. | DIABOLIC NIGHT | Beyond The Realm |
05. | SOILWORK | Verkligheten |
06. | REVEL IN FLESH | The Hour Of The Avenger |
07. | HAMMERFALL | Dominion |
08. | DODSFALL | Doden Skal Ikke Dente |
09. | DAMNATION DEFACED | The Devourer |
10. | DESERTED FEAR | Drowned By Humanity |
11. | DAWN OF DISEASE | Procession Of Ghosts |
12. | INSOMNIUM | Heart Of A Grave |
13. | FLESHCRAWL | Into The Catacombs Of Flesh |
14. | BODYFARM | Dreadlord |
15. | AEPHANEMER | Prokopton |
16. | BLOODRED HOURGLASS | Godsend |
17. | DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT | Mardom |
18. | NETHERBIRD | Into The Vast Uncharted |
19. | MAYHEM | Daemon |
20. | MGLA | Age Of Excuse |
- Redakteur:
- Mario Dahl