Redaktionspoll 2024 - die Auswertung
04.01.2025 | 23:54Die Zeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr ist traditionell nicht nur für eine geruhsame Zeit mit Freunden und Familie reserviert, sondern auch der geeignete Moment, um auf das vergangene Jahr zu blicken. Für uns als digitales Musikmagazin heißt das natürlich, in uns zu gehen und für euch die besten Alben, Songs oder auch Livebands zu küren, die uns die letzten 12 Monate versüßt haben. Insgesamt 31 Redakteure aus unserem Team haben dabei ihre Stimmen abgegeben und das Ergebnis wollen wir euch nun präsentieren.
Los geht es natürlich wie immer mit unserem Album des Jahres, bei dem gewohntermaßen die metallischen Schwergewichte die Nase vorne haben, einfach weil sie sich zumeist auf den größten Konsens innerhalb der Redaktion verlassen können. Dass der Sieg allerdings an den neuen JUDAS PRIEST-Langdreher "Invincible Shield" geht, hat zumindest mich persönlich ein wenig überrascht. War der Silberling für mich "nur" ein frisches und sehr starkes Spätwerk der britischen Legende, sieht die Redaktion das in Gesamtheit komplett anders und verhilft dem Album, das mit 'Trial By Fire', 'The Serpent And The King' oder 'Gates Of Hell' wirklich ein paar waschechte Kracher im Gepäck hat, mit einem sehr deutlichen Abstand zum Sieg im Jahr 2025. Die Vergabe der Silbermedaille ist da schon etwas überraschender, denn mit BLOOD INCANTATION hat sich eine Band aufs Treppchen geschlichen, die man hier vielleicht vor Jahresbeginn nicht unbedingt erwartet hätte. Mit "Absolute Elsewhere" haben die US-amerikanischen Prog-Death-Metaller aber ein solch wuchtiges, spannendes, vertracktes und gleichzeitig doch eingängiges Pfund Todesstahl vorgelegt, dass man in der Endabrechnung nur schwerlich über diesen Kracher hinwegsehen konnte. Gleiches gilt auch für das OPETH-Werk "The Last Will And Testament", an dem es gerade in den letzten Wochen kaum ein Vorbeikommen gab. Restlos überzeugt ist die Redaktion von der Rückkehr zu etwas härteren Tönen bei den Schweden allerdings nicht, denn der Name tauchte auch vereinzelt bei den Enttäuschungen des Jahres auf. Der Großteil unserer Redaktion liebt das vertrackt-düstere Konzeptwerk allerdings innig, weshalb es auch knapp für den letzten Rang auf dem Treppchen reicht.
Knapp ist die Nennung von OPETH deshalb, weil BRUCE DICKINSON mit seinem starken Solo-Comeback "The Mandrake Project" nur knapp dahinter über die Ziellinie kommt und den vierten Platz in unserer Endabrechnung belegt. Zurecht, wie ich finde, denn gerade mit 'Rain On The Graves' oder auch 'Afterglow Of Ragnarok' hat der IRON MAIDEN-Fronter hier Hymnen erschaffen, die sich auch vor dem eigenen Frühwerk nicht verstecken müssen. Vor dem eigenen Schaffen muss sich auch GRENDEL'S SŸSTER nicht verstecken, denn mit einem starken fünften Rang sind die schwäbischen Epic-Metaller mit einer starken Vorliebe für Märchen und Mythos wohl die Überraschung in unserem Redaktionspoll und der - um die mythologische Parallele zu bemühen - David, der den Kampf mit den Goliaths der Metalszene aufnehmen kann. Ein Zwerg unter Riesen ist LINKIN PARK dagegen sicher nicht, dass sich die Nu-Metal-Superstars nach dem Tod von Chester Bennington überhaupt noch einmal, geschweige denn mit einem so kompletten Album wie "From Zero" zurückmelden würden, hatte wohl niemand auf seiner Bingokarte für 2024, weshalb Rang 6 in unserem Poll auch komplett in Ordnung geht. Gleiches kann ich vom siebten Rang für EVERGREYs "Theories Of Emptiness" nicht behaupten, denn für mich war dieses Wunderwerk aus tollen Riffs und Melodien klar der beste Langspieler im vergangenen Jahr.
Für Rang 8 gibt es dann eine scharfe stilistische Kehre, denn NESTOR überzeugte unsere Redaktion nicht mit knüppelharten und proggig-melancholischen Tönen, sondern rockt auf "Teenage Rebel" in sehr überzeugender AOR-Manier und etablierte sich mit dem Zweitwerk im Mai als feste Größe in diesem Sektor. Das gleiche Kunststück ist auch den Dänen IOTUNN gelungen, die mit ihrem zweiten Silberling "Kinship" ein wahres Prog-Melodic-Death-Feuerwerk in den metallischen Nachthimmel gefeuert haben und entsprechend verdient unsere Top 10 knacken. Komplettiert wird selbige schlussendlich von den Schweden HAMMERFALL, die auf "Avenge The Fallen" in gewohnter Qualität ablieferten und wieder einmal ein paar metallische Hymnen im Gepäck hatten. Auf den weiteren Rängen unserer Top 20 finden sich danach viele große Namen und POWERMETAL.de-Lieblinge wie SATAN, CHAPEL OF DISEASE, MAGNUM oder FLOTSAM & JETSAM mit ihren jeweils aktuellen Werken ein, die man in unserer Auflistung durchaus erwarten konnte. Drei Einträge haben mich aber zumindest noch überrascht, wobei AIWAZ mit "Darrkh... It Is!" die Fahne für die eher unbekannten Bands hochhält. APOCALYPTICA kennt ihr dagegen mit Sicherheit alle, wobei ich trotzdem überrascht war, dass der METALLICA-Cover-Aufguss "Play Metallica Vol. 2" so viele unserer Redaktionskollegen begeistern konnte. Gleiches gilt für NIGHTWISH, denn "Yesterwynde" wurde bei Veröffentlichung nicht nur positiv diskutiert, sonder kam vielen Fans der Band auch etwas verkopft und sperrig vor. Trotzdem schafft das finnische Symphonic-Metal-Flaggschiff so gerade den Sprung in die Top 20. Die komplette Auflistung findet ihr hier nun in dieser Tabelle:
Rang |
Band | Album |
01. | JUDAS PRIEST |
Invincible Shield |
02. | BLOOD INCANTATION |
Absolute Elsewhere |
03. | OPETH |
The Last Will And Testament |
04. | BRUCE DICKINSON |
The Mandrake Project |
05. | GRENDEL'S SYSTER |
Katabasis Into The Abaton |
06. | LINKIN PARK |
From Zero |
07. | EVERGREY |
Theories Of Emptiness |
08. | NESTOR |
Teenage Rebel |
09. | IOTUNN |
Kinship |
10. | HAMMERFALL |
Avenge The Fallen |
11. | CHAPEL OF DISEASE |
Echoes Of Light |
12. | AIWAZ |
Darrkh... It Is! |
13. | KVAEN |
The Formless Fires |
14. | SATAN |
Songs In Crimson |
15. | FLOTSAM & JETSAM |
I Am The Weapon |
16. | SUICIDAL ANGELS |
Profane Prayer |
17. | WITHERFALL |
Sounds Of The Forgotten |
18. | BORKNAGAR |
Fall |
19. | PERCHTA |
D'Muata |
20. | APOCALYPTICA |
Plays Metallica Vol. 2 |
20. | MAGNUM |
Here Comes The Rain |
20. | NIGHTWISH |
Yesterwynde |
Bei den Songs des Jahres tauchen dann wenig überraschend zumeist die gleichen Namen auf wie auch bei den Alben, wobei JUDAS PRIEST und BLOOD INCANTATION mit zwei Songs in den Top 10 vertreten sind. Den Sieg holen aber schlussendlich hier die US-Amerikaner mit dem Track 'The Stargate', während LINKIN PARK mit der Comeback-Single 'The Emptiness Machine' und JUDAS PRIEST mit 'Panic Attack' das Treppchen komplettieren. Unerwähnt lassen wollen wir aber auch nicht zwei deutsche Einträge in unserem Ranking, denn die Koproduktion von BLIND GUARDIAN und SALTATIO MORTIS im Track 'Finsterwacht' konnte unsere Redaktion ebenso begeistern, wie es auch die Modern-Metaller APRIL ART mit ihrer krachenden Hit-Single 'Burn' konnten. MIDNIGHT ist eine weitere Band, die in der Alben-Kategorie nicht die Top 20 knacken konnte, dafür aber mit 'F.O.A.L.' auf der Kurzstrecke überzeugt und gemeinsam mit der EVERGREY-Hymne 'Falling From The Sun' und BRUCE DICKINSONs 'Many Doors To Hell' auf einem geteilten 8. Rang unsere Top 10 komplettiert. Hier für euch nun auch das gesamte Ranking in einer Tabelle zusammengefasst:
Rang |
Band | Song |
01. | BLOOD INCANTATION |
The Stargate |
02. | LINKIN PARK |
The Emptiness Machine |
03. | JUDAS PRIEST |
Panic Attack |
04. | JUDAS PRIEST |
Crown Of Horns |
05. | BLOOD INCANTATION |
The Message |
06. | SALTATIO MORTIS feat. BLIND GUARDIAN |
Finsterwacht |
07. | APRIL ART |
Burn |
08. | BRUCE DICKINSON |
Many Doors To Hell |
08. | EVERGREY |
Falling From The Sun |
08. | MIDNIGHT |
F.O.A.L. |
Die Album-Enttäuschung des Jahres ist danach wie gewohnt eine schwierige Kategorie, denn hier werden zahlreiche Alben genannt, wobei mit OPETH, EVERGREY, LINKIN PARK und BRUCE DICKINSON gleich mehrere Alben unserer Top 20 hier einen Strich im Klassenbuch bekommen. Mehrfach genannt wird aber nur "Wake Up The Wicked" von POWERWOLF, sodass der zweifelhafte Titel der "Enttäuschung des Jahres" an die Power-Metaller geht. Deutlich mehr Einigkeit herrscht da schon beim Artwork des Jahres, wo ansonsten eine breit gefächerte Auswahl gerne mal ein klares Ergebnis verhindert. Dieses Mal ist das anders, denn BLOOD INCANTATION räumt auch hier mit dem wunderschönen Artwork zu "Absolute Elsewhere" ab, während nur GRENDEL'S SŸSTER mit "Katabasis Into The Abaton" in die Nähe kommt und so einen klaren zweiten Platz einstreicht. Eindeutig ist nebendran auch unsere interne Umfrage zum POWERMETAL.de Artikel des Jahres, wobei hier primär unsere diversen Diskografie-Checks genannt werden (KORN und GENESIS im Besonderen), die offensichtlich nicht nur euch viel Freude bereiten, sondern auch uns intern bei der Erstellung sehr viel Spaß machen. Obendrein wurde auch noch Kevin Kleines Artikel zum "Tony Hawks Pro Skater 2 Soundtrack" mehrfach als Favorit vom Kollegium genannt. Und auch ihr solltet euch die Liebeserklärung an diese besondere Sammlung von Songs einmal zu Gemüte führen.
Natürlich darf auch die Liveband des Jahres nicht fehlen, wobei hier mit METALLICA erneut ein Metal-Titan ganz klar den Sieg holt. Unseren Redakteuren gefällt also weiterhin das Konzept der Doppelshows an einem Wochenende mit wechselnder Setliste extrem gut, weshalb METALLICA den Titel aus dem Vorjahr verteidigt. Knapp dahinter kommen BRUCE DICKINSON auf dem zweiten und MESHUGGAH und JUDAS PRIEST auf dem geteilten dritten Rang über die Linie und vervollständigen unser Treppchen. Und natürlich müssen wir zum Abschluss unseres Redaktionspolls auch einen Blick in die Zukunft und damit auf den Newcomer des Jahres werfen, wo WRITHEN HILT klar den Sieg einfährt. Dicht auf den Fersen der deutschen Epic-Metaller folgt mit CATEGORY 7 eine Band, bei der ich angesichts der beteiligten Musiker wohl eher von einer Supergroup denn von einem Newcomer sprechen würde. AIWAZ und die bereits bei den Songs mit 'Burn' berücksichtigten Hessen APRIL ART komplettieren schließlich als geteilte Dritte unser Treppchen und passen trotz Erfahrung deutlich eher in diese Kategorie für junge und aufstrebende Bands als die Mannen um John Bush.
Und damit bleibt uns eigentlich nur, euch und auch all unseren Kollegen ein wunderschönes und rockendes neues Jahr 2025 zu wünschen, in dem wir alle hoffentlich erneut ganz viel tolle Musik und bewegende Momente bei Konzerten unserer liebsten Bands werden erleben können.
Das METALLICA-Bild wurde von unserem Kollegen André Schnittker beim Konzert in München aufgenommen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs