Perlen der Redaktion: Marcel Rapps Highlights 2018
10.01.2019 | 08:25Von Weltraumabenteurern und Bauern aus dem Schwabenländle über Feuerkraft mit "Aha-Effekt" und üblicher Amerika-Kritik bis hin zu verpatzter Evolution und Gerechtigkeit, die keine ist.
2018 - für den einen ein Jahr voller Highlights, für den anderen hat es eher maue Kost abgeworfen und der Dritte spricht von viel Durchschnitt auf dem Veröffentlichungsmarkt. An dieser Stelle wollen wir unserem Redaktionspoll vorgreifen und lassen unsere Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen. Welche Scheiben haben es in die Top-20 geschafft und warum? Viel Spaß beim Lesen!
Ich habe lange überlegt, wie ich den folgenden Artikel beginnen soll. Schließlich gab es auch für mich viele Jahre, die musikalisch deutlich besser in Erinnerung bleiben werden als 2018. Und dennoch gab es für mich eine Erscheinung, die zwar schon vorher meinen musikalischen Kosmos durchflogen hat, aber erst in der zweiten Jahreshälfte präsent war - dann aber richtig.
Die Rede ist von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, der Supergroup um Speed, die mir nicht nur jeden Morgen einen anderen Ohrwurm ihrer mittlerweile vier Alben schenkte, die mir dank ihrer herzerwärmenden und durch und durch positiven Aura nicht nur über den Tod meiner Großmutter hinwegtröstete, mir mit 'Paralyzed' auf dem neusten Album "Sometimes The World Ain't Enough" nicht nur den Song des Jahres vor den Latz knallte, sondern mir auch in den letzten Atemzügen des Jahres – genauer gesagt am 22. Dezember – in der Bochumer Zeche das Konzerthighlight schlechthin bescherte. Das stellte sogar die Live-Auftritte von DANZIG, BLACK LABEL SOCIETY und JUDAS PRIEST in den Schatten.
Doch die Lorbeeren soll meiner Ansicht nach auch eine andere Band bekommen: JUDAS PRIEST! Seien wir einmal ehrlich, haben wir mit "Firepower" wirklich in dieser Form gerechnet? Ich persönlich würde sogar so weit gehen und die Platte als beste seit "Painkiller" betiteln. Und auch die anderen Schwergewichte der Metal-Szene kamen allesamt mit guten bis sehr guten Alben daher und konnten einmal mehr die Fahne der traditionellen Töne hochhalten: RIOT V, BRAINSTORM, PRIMAL FEAR, U.D.O. und auch GRAVE DIGGER. Als kleiner Fanboy von Zakk Wylde war meine Vorfreude zu Beginn des Jahres auch groß und die Erwartungen, speziell auf BLACK LABEL SOCIETY und generell auch auf andere Bands bezogen, wurden bei "Grimmest Hits" auch genauso wenig enttäuscht wie mit "Still Cyco Punk After All These Years", "Exile Amongst The Ruins" und "Ecstasy". Und das Artwork zu "AmeriKKKant" von MINISTRY war auch superb. Doch seien wir einmal ehrlich, das haben wir bei all den Bands auch irgendwie erwartet.
Eine faustdicke Überraschung war speziell im November das Comeback-Album von FARMER BOYS, das nach den ersten Durchgängen zwar "ganz nett" war, aber mich irgendwie nicht umhaute. Doch wenn man Songs wie 'You And Me', 'Fiery Skies' oder das wunderbare, nun von mir heiß und innig geliebte 'Tears Of Joy' tagelang nicht aus dem Kopf bekommt, muss man zugeben, dass man dies nach der langen Wartezeit nicht erwartet hätte. Ein Hoch auf einheimische Klänge also!
Doch ich möchte hier auch ein wenig nörgeln, denn ein Jahresabschluss ausschließlich mit lichterloh brennenden Highlights wäre kein richtiger. Und somit ist einmal mehr die Enttäuschung des Jahres DISTURBED. Natürlich ist man damals irgendwie mit der Musik aufgewachsen, doch wenn wir einmal ehrlich sind, war das Comeback-Gähn-Erlebnis "Immortalized" vor drei Jahren eher mau und über "Evolution" kann ich auch kaum positive Worte verlieren. Meckerten Kritiker der Band schon vor Jahren über die glattgebügelte und teilweise dahinplätschernde Eintönigkeit, wurden diese dank DISTURBED-Album Nummer sieben in vollem Glanze bestätigt. Wo sind der Wahnsinn, das Feuer und die Emotionen fernab von irgendwelchen unnötigen (!) Cover-Versionen geblieben? Anscheinend sind diese über die Band-Pause hinweg flöten gegangen. Und liebe Freunde von FIVE FINGER DEATH PUNCH, die ihr jetzt über DISTURBED lachend in der Ecke liegt, mit euren Lieblingen war es dank "And Justice For None" nur bedingt besser. Oder wie darf man sich sonst Songs wie 'Sham Pain' erklären?
Genug gemosert, denn unterm berühmt berüchtigten Strich war 2018 ein auf musikalischer Ebene ordentliches Jahr ohne – bis eben auf THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA und FARMER BOYS – nennenswerte Überraschungen, die einen vom Stuhl gerissen haben. Manche Alben waren toller, manche waren nicht ganz so stark und im Endeffekt ist eh alles Geschmackssache:
Die Top20-Alben in der Übersicht. Mit einem Klick auf den Albumnamen gelangt ihr - soweit vorhanden - zur Rezension.
Band | Album | |
1. | THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA | Sometimes The World Ain't Enough |
2. | JUDAS PRIEST | Firepower |
3. | FARMER BOYS | Born Again |
4. | RIOT V | Armor Of Light |
5. | BLACK LABEL SOCIETY | Grimmest Hits |
6. | SUIDAKRA | Cimbric Yarns |
7. | PERTNESS | Metamorphosis |
8. | GRAVE DIGGER | The Living Dead |
9. | POWERWOLF | The Sacrament Of Sin |
10. | SUICIDAL TENDENCIES | Still Cyco Punk After All These Years |
11. | MINISTRY | AmeriKKKant |
12. | REFUGE | Solitary Men |
13. | PRIMORDIAL | Exile Amongst The Ruins |
14. | GAMA BOMB | Speed Between The Lines |
15. | MOB RULES | Beast Reborn |
16. | PRIMAL FEAR | Apocalypse |
17. | KISSIN' DYNAMITE | Ecstasy |
18. | BRAINSTORM | Midnight Ghost |
19. | DEATHSTORM | Reaping What Is Left |
20. | U.D.O. | Steelfactory |
- Redakteur:
- Marcel Rapp