Perlen der Redaktion: Peter Kubaschks Highlights 2019
27.01.2020 | 22:18Zwischen Prog-Quartett und AOR-Rausch. 2019 im Rückblick.
So ein Jahr ist wirklich schnell vorbei. Ja, ich kann behaupten, dass 2019 so rasant an mir vorbeigezogen ist, dass ich sogar ein paar für mich womöglich wichtige Releases verpasst habe, zumal mein Fokus in der zweiten Hälfte des Jahres auch beim Blick zurück lag und ich mich etwas weniger um neue Veröffentlichungen gekümmert habe. Einem ausufernden AOR-Rausch sei Dank. Doch dazu später mehr.
Dennoch fand ich 2019 gerade in der Spitze deutlich stärker als 2018. Ich denke, jedes der ersten sechs Alben meiner Top20 hätte im Vorjahr auf #1 gestanden. Das ist schon ein klares Zeichen. Und doch thront das Werk von ARCH/MATHEOS für mich deutlich über dem Rest. Das liegt natürlich in erster Linie an der Musik, die mir heute noch so unvergleichlich gut reinläuft wie am ersten Tag, aber auch am wirklich tollen Interview mit John Arch, das an vielen Stellen sehr persönlich wurde. Es ist einfach unbestreitbar, dass eine solche Sympathie für einen Musiker sich extrem positiv auf die Musik auswirkt.
Obwohl ich auch SOENs "Lotus" die Höchstnote gegeben habe und dies auch heute immer noch tun würde, war dennoch immer klar, dass dieses tolle emotional-progressive Werk nur auf #2 landen kann. Doch auch hier kann ich sagen, dass es bis hierher den "test of time" locker bestanden hat, denn es läuft immer noch ziemlich regelmäßig. Dahinter kommt mit Vorjahressieger WHEEL ein weiterer modern-progressiver Höhepunkt, der nach zwei tollen EPs auch auf die volle Distanz überzeugend liefert. Das Prog-Quartett wird von der britischen Prog-Ikone IQ komplettiert, die mit "Resistance" einen schwierigen, zweistündigen Brocken abliefert, der es aber mehr als Wert ist, erarbeitet zu werden.
Dass BIFFY CLYRO in meiner Top5 ist, ist natürlich keine Überraschung. Und das sogar mit einem etwas experimentelleren Soundtrack-Album. Aber Simon und die Johnston-Brüder sind einfach so begnadete Songschreiber, dass auch dabei etwas Großartiges herauskommt. Und das Album mit dem größten Wachstumspotential folgt schließlich auf #6 und kommt von LEPROUS. Auch hierfür ist etwas Geduld und Spucke ratsam, aber der Spannungsbogen auf "Pitfalls" ist einfach grandios.
Ab #7 wird die Euphorie dann eine Spur schmaler, was aber in erster Linie an der gewaltigen Klasse der Top6 liegt. Mit RAY ALDER, PORT NOIR und HEMINA kommen noch ein paar feine, progressive Happen, dazu kommen Dauerbrenner wie OVERKILL, DEATH ANGEL, CANDLEMASS oder EVERGREY, sowie das bärenstarke DIAMOND HEAD-Album für die eher traditionellen Töne, während LOST IN KIEV meine Zuneigung für den Post Rock und SIAMESE diese für den eher modern-alternativen Rock manifestiert und schließlich WORK OF ART, FIRST SIGNAL, ECLIPSE und FORTUNE die Melodic-Rock-/AOR-Schiene bedienen.
Letzteres ist sicher auch der Einfluss des oben erwähnten AOR-Rausches, dem ich mich ab Mai/Juni etwa vollends hingegeben habe. Ein Genre in der Tiefe zu erforschen, bei dem man zuvor eher an der Oberfläche gekratzt hat, hat unglaublich viel Spaß gemacht und meine Sammlung dabei deutlich vergrößert. Ihr könnt ja mal in die (jeweils einzigen) Alben von SIGNAL ("Loud & Clear"), COBRA ("First Strike"), SHADOW KING ("Shadow King") oder AVIATOR ("Aviator") hineinhören. Für Melodiefanatiker könnte das ein toller Trip werden.
Der höchste Höhepunkt war in diesem Jahr aber endlich, endlich, endlich COG live zu sehen. Meine Vorfreude habe ich bereits im letztjährigen Artikel zum Ausdruck gebracht und alle Hoffnungen wurden erfüllt. Die Konzerte waren fantastisch, die Musiker supernett (SLEEPMAKESWAVES ausdrücklich inklusive) und dass ich zudem neben einigen Redaktionskollegen auch noch endlich einen Stammleser und Forenuser nach vielen Jahren persönlich treffen durfte, war dann die Himbeere in der Sahne. Nicht nur oben drauf.
Auch sonst war die Konzertwelt mehr als in Ordnung, wenn wirklich gute und bombastische Shows von METALLICA und TOOL es nicht in die Top20 der Live-Darbietungen schaffen. Doch letztendlich haben mir die Clubshows von Bands wie PSYCHOTIC WALTZ (Vorfreude 2020!), LEPROUS, LIVE, THE INTERSPHERE, COHEED & CAMBRIA oder FEVER 333 da einfach mehr gegeben.
Und wo ich die Vorfreude auf 2020 angesprochen habe: So wenig positiv der Start ins Jahr in vielerlei Hinsicht bereits war, so gibt es bereits großartige Ereignisse, auf die ich mich sehr freue und ihr euch vielleicht auch freuen solltet. Da sind die neuen Alben von PSYCHOTIC WALTZ und HAREM SCAREM, die meinen Erwartungen gerecht werden dürften und da ist die Ankündigung, dass HAREM SCAREM live in Deutschland spielt und ich die Herren nach mehr als 15 Jahren Fandasein endlich sehen kann.
Die Top20-Alben in der Übersicht. Mit einem Klick auf den Albumnamen gelangt ihr zur Rezension.
Rang | Band | Album |
01. | Arch/Matheos | Winter Ethereal |
02. | Soen | Lotus |
03. | Wheel | Moving Backwards |
04. | IQ | Resistance |
05. | Biffy Clyro | Balance, Not Symmetry |
06. | Leprous | Pitfalls |
07. | Ray Alder | What The Water Wants |
08. | Work Of Art | Exhibits |
09. | Lost In Kiev | Persona |
10. | First Signal | Line Of Fire |
11. | Diamond Head | The Coffin Train |
12. | Port Noir | The New Routine |
13. | Death Angel | Humanicide |
14. | Overkill | The Wings Of War |
15. | Eclipse | Paradigm |
16. | Fortune | II |
17. | Hemina | Night Echoes |
18. | Candlemass | The Door To Doom |
19. | Evergrey | The Atlantic |
20. | Siamese | Super Human |
- Redakteur:
- Peter Kubaschk